Doppeljubiläum, falls man auf solche Zahlenmystik steht: zehntes Studioalbum, veröffentlicht 25 Jahre nach der Debütsingle „Tuner/Lower“. 1995 gründete sich die Band im schottischen Glasgow: Stuart Braithwaite (gt, voc), John Cummings (gt, dr, key), Dominic Aitchison (bs) und Martin Bulloch (dr) waren die Urbesetzung, die auch bis Ende 2015 Bestand hatte, als Cummings die Band für eine Solokarriere verließ. Ersetzt wurde er nicht, MOGWAI machten als Quartett weiter, nachdem sie 1998 mit dem Einstieg von Barry Burns (gt, bs, key, voc) zum Fünfer geworden waren. Anfangs veröffentlichten MOGWAI noch auf Chemikal Underground, auch aus Glasgow, nahmen dann aber schon bald vorweg, was heute fast schon Standard ist: sie gründeten mit Rock Action Records ihr eigenes Label, holen sich aber für verschiedene Regionen Partner ins Boot. Seit langem gelten MOGWAI als „gesetzt“, als Großmeister des weitgehend intrumentalen, fast schon orchestralen Post-Rock-Sounds, doch zu Beginn wurde die Qualität der Band, die heute außer Frage steht, nicht unbedingt von jeder Publikation erkannt. Im Ox schrieb 1997 ein gewisser Thomas Kerpen über das Debüt „Mogwai Young Team“: „Es gibt momentan kaum etwas, das mir mehr auf den Geist geht als unoriginelle Bands, die Instrumentalmusik mit Gitarren machen und sich dabei irgendwie auf TORTOISE berufen. MOGWAI [...] gehören zu diesem Schlag, und aufregend an ihnen ist höchstens, dass die [...] englische Musikpresse in ihnen schon wieder das nächste große Ding wittert. [...] Eine wirklich packende Dynamik erreichen [sie] nie, ganz zu schweigen davon, dass sich hier wirklich Energien freigesetzt würden oder dabei ein eigenes Profil entstehen würde. Es kann natürlich sein, dass ich hier die absolute Hammerband verpenne, aber mehr als gepflegte Langweile löst diese Platte einfach nicht bei mir aus.“ Nun, 20 Jahre später, anlässlich von „Every Country’s Sun“, las sich das im Ox dann so: „Über ihre rein technischen Fähigkeiten hinaus besitzen MOGWAI auch eine mitreißende Emotionalität und Melodiösität, die ihnen verdientermaßen ihren besonderen Status in diesem Genre sichert.“ Diesen Status untermauert auch „As The Love Continues“ wieder, das mit Produzent Dave Fridmann aufgenommen wurde – geplant war ein Studio in den USA, wegen Corona blieb die Band in UK und der Produzent in den USA, der, wie MOWAI es beschreiben, wie Orwells Big Brother via Bildschirm präsent war. MOGWAI überraschen hier zugegebenermaßen nie, sie bleiben sich maximal treu, haben neben der ersten Single „Dry fantasy“ aber mit dem mit Gesang arbeitenden „Ritchie Sacramento“ eigentlich einen viel eingängigeren Quasi-Hit am Start – und mit Atticus Ross bei „Midnight flit“ und Colin Stetson bei „Pat stains“ Studiogäste. 25 Jahre, keine Überraschungen – ich bin zufrieden.
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