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DAS INFERNO

Michael Meier

Ursprünglich zwischen 2010/11 als täglicher Comicstrip in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht, erschien 2012 eine Gesamtausgabe von „Das Inferno“ im Verlag Rotopol. Mit dieser geringfügig überarbeiteten Neuauflage bei Reprodukt dürfte die Zahl potenzieller Leser um ein Vielfaches gewachsen sein. Das Daily-Format merkt man der Geschichte zwar noch in ab und an etwas holprig geratenen oder nicht vorhandenen Überleitungen an, insgesamt lässt sich die Modernisierung des mittelalterlichen Stoffs aber flüssig runterlesen. Dabei ist Meier das Kunststück gelungen, seine Interpretation so intelligent wie zeitgemäß und witzig zu gestalten. Neben dem schon von Alighieri eingebauten Vergil geben unter anderem Silvio Berlusconi, Walter Ulbricht, Aleister Crowley, Lucky Luke, Hitler, Tinkerbell, Eddie the Head (das IRON MAIDEN-Maskottchen) und Thomas Edison zum Soundtrack von „Highway to hell“ von AC/DC, Chris de Burghs „Don’t pay the ferry man“, Diana Ross’ „Upside down“ und „Fear of the dark“ von IRON MAIDEN ein Gastspiel. Selbst Fürze und stinkende Schuhe finden hier ihren Platz, ohne dabei wirklich albern zu wirken. Ein Kunststück. Die Moral von der Geschichte? „Die Hölle stellt für jeden ein ganz subjektives ... Erlebnis dar“. Im Falle des Autors scheinen das beispielsweise Kochshows, Seilbahnen oder Sprüche-Shirts zu sein. Meiers genial kolorierten, schrullig-schönen Zeichenstil zu beschreiben, spare ich mir, das muss man sich einfach anschauen. Eine wirklich ausgesprochen fein anzusehende Reise durch die unheilvollen Niederungen des menschlichen Seins, voller bitter-schwarzhumoriger Wahrheiten. „Du genießt gar nichts, du prokrastinierst“? Ja, ich weiß ...