Tony Gilroy ist der Drehbuchautor der "Bourne"-Trilogie, die ich überhaupt nicht schätze, und sei es nur wegen Hauptdarsteller Matt Damon. MICHAEL CLAYTON ist sein Regiedebüt, für das er ebenfalls das Drehbuch schrieb.
Und wenn es man darauf anlegen würde, könnte man seinen Film durchaus als reichlich aufgeblasene Nullnummer voller unlogischer Plottwists bezeichnen, in dem es um die bösen Machenschaften von Großkonzernen geht, die in ihrer Gier nach Profit auch über Leichen gehen.
Kein ganz neues Thema, das einem eigentlich beim täglichen Blick in die Zeitung quasi entgegenspringt, und das in den Verschwörungs-Thrillern der 60er und 70er noch einen echten Novelty-Charakter besaß.
Und genau dieser leichte Retro-Touch ist es wohl auch, der MICHAEL CLAYTON so ansprechend macht und ihn angenehm von aktuellen, auf Action getrimmten Thrillern abhebt, da er sich lieber auf eine düstere Story und undurchschaubare Charaktere verlässt.
Wie eben die titelgebende Hauptfigur Michael Clayton, die für eine große Anwaltspraxis die Drecksarbeit erledigen muss: "I'm not a miracle worker, I'm a janitor. The math on this is simple.
The smaller the mess the easier it is for me to clean up." Den verkörpert George Clooney gewohnt souverän und äußerst lässig und verleiht ihm eine Gebrochenheit, die in zu einem eher tragischen Helden macht, der irgendwie den Spagat zwischen seinem Gewissen und einem pragmatischen Überlebensinstinkt schaffen muss.
Ein böser Junge also, der zum Guten wird, was Gilroy durchaus subtil inszeniert, vor allem zu Beginn, als MICHAEL CLAYTON noch verwirrend konstruiert ist, auch wenn er gegen Ende immer mehr in die Mottenkiste des Thriller-Genres greift, wodurch sein Film leider immer unorigineller wird.
An MICHAEL CLAYTON kann man gut sehen, was exzellente Darsteller wie Tom Wilkinson, Sydney Pollack (der Regisseur in seinem zweitletzten Leinwandauftritt), Tilda Swinton und eben Clooney aus einem an sich eher formelhaften Film machen können, der ansonsten wahrscheinlich nur B-Ware wäre.
So ist MICHAEL CLAYTON aber fesselndes Entertainment der gehobeneren Sorte, auch wenn es sich ganz sicher um kein bahnbrechendes Meisterwerk handelt. Ein Traum für Clooney-Fans ist MICHAEL CLAYTON aber auf jeden Fall, der momentan zu Hollywoods charismatischsten Darstellern gehört, und hier höchstens durch die tollen Sets von Designer Kevin Thompson und Robert Elswits elegant düstere Neo-Noir-Photographie ernsthafte Konkurrenz bekommt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #79 August/September 2008 und Thomas Kerpen