Bereits Ende letzten Jahres erschien beim Avant-Verlag der erste Band von DER KÖNIG DER FLIEGEN, der zweite folgte im Frühjahr 2011, auf den dritten muss man leider noch etwas warten, denn der befindet sich noch in Arbeit.
Auf jeden Fall ist dieses surreale Vorstadt-Horror-Szenario so voller Sex, Drogen und Gewalt, dass es sich David Lynch, Larry Clark und Bret Easton Ellis ausgedacht haben könnten – es ist schon jetzt mein absolutes Comic-Highlight der letzten Jahre.
Die Urheber Michel Pirus und Pascal „Mezzo“ Mesenburg sind keine Unbekannten in der französischen Comic-Landschaft, so veröffentlichte Pirus bereits im Magazin „Métal Hurlant“ und hatte an dem Animationsfilm „Peur(s) du noir“ mitgearbeitet, an dem auch Charles Burns und Blutch beteiligt waren, und schrieb zusammen mit Pirus den hierzulande unveröffentlichte Graphic Novel MICKEY MICKEY.
Charles Burns ist in diesem Zusammenhang ein gutes Stichwort, denn an dessen realistischen wie gleichzeitig expressiven, von starken Konturen dominierten Zeichenstil orientiert sich Mezzo und versieht das Ganze noch mit einer an Gilbert & George erinnernden grell-sakralen Poppigkeit.
Im ersten Moment hat man zwar das Gefühl, es mit einzelnen Episoden zu tun zu haben, merkt aber schnell, dass Mezzo und Pirus ihr verstörendes Vorstadtdrama immer wieder aus einer unterschiedlichen Perspektive neu aufgreifen, um dadurch die im Mittelpunkt stehenden, neurotischen Protagonisten näher zu charakterisieren und die Geschichte voranzutreiben.
Wenn man so will, eine Art Coming-of-Age-Roman, den die Macher zu einer pervertierten Seifenoper mit Noir-Anklängen werden lassen, ein trister, mysteriöser Trip in menschliche Abgründe.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #96 Juni/Juli 2011 und Thomas Kerpen