Sich sechs Jahre für ein Album zu lassen, birgt zwei Gefahren. Zum einen, dass man es im Laufe der Zeit überproduziert, immer wieder Dinge hinzufügt, bis das Ganze überfrachtet ist. Dazu kann ich schon einmal Entwarnung geben - MERZ' Songs durchweht auch bei aller Melancholie immer noch ein frischer Wind.
Zum anderen droht die Geschlossenheit der Lieder untereinander verloren zu gehen, wenn sie sich zu weit voneinander weg entwickeln. Und das ist schon eher der Fall. Für sich sind die zehn Stücke schön komponiert und arrangiert, auf Albumlänge geht dabei aber die Geschlossenheit verloren: hier akustisch, dort elektronisch.
Aber lässt man das einmal außen vor - die Einzelstücke sind für sich kleine Perlen poppiger Sentimentalität, die mal kammermusikalisch, mal loopblubbernd allesamt Singlequalitäten haben. Er könnte der kleine, übersehene Bruder von BADLY DRAWN BOY sein, aber ganz so eklektisch lässt er es dann doch nicht werden.
STEREOLAB haben ihre neue Scheibe komplett als Singles im Voraus veröffentlicht - ein Weg, den MERZ sich auch durch den Kopf gehen lassen sollte. Aber ich hoffe, dass er für die nächste Scheibe nicht wieder sechs Jahre braucht.
(38:33) (07/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Christian Maiwald
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