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THUS LOVE

Memorial

Als „Trans-Trio“ wurde die Band im PR-Text bezeichnet, und ich zuckte etwas zusammen, denn wie relevant ist es, die geschlechtliche Identität als definierendes Merkmal herauszustellen? Aber gut, auch im Booklet ihres Albums fügen die drei Musiker:innen in Klammern hinzu, wie sie gelesen werden möchten, entsprechend konstituierend scheint das Thema zu sein: Echo Mars (she/her) singt, Lu Racine (he/him) trommelt und Nathaniel van Osdol (they/them) spielt Synths, Sophia DiMatteo (they/them) den Bass. Auf Fotos ist die Formation aus Brattleboro, Vermont allerdings nur als Trio zu sehen. 2018 gründeten sich THUS LOVE, „Memorial“ ist ihr erster Release, und schon lange hat mich kein Album mehr so spontan begeistern können. „Post-Punk“ lautet eine lapidare Rubrizierung, und ja, das reicht, das passt, das ist gut. THUS LOVE treten nicht mit einem riesigen Anspruch an, wie manch andere Band, die mindestens die Neuerfindung des Rades verkündet. „Memorial“ zeichnet seine Relaxtheit aus, seine Sanftheit, ohne dabei nur im Geringsten banal zu sein. Ich muss immer wieder an THE CHURCH denken, an ECHO AND THE BUNNYMEN, an Marc Almond und SOFT CELL, was an der Stimme von Echo Mars liegen dürfte, die mit viel Hall aufgenommen wurde, einen Hang zur Dramatik hat. Würde man einen Song von THUS LOVE inmitten einer Compilation/Playlist mit Post-Punk und Dreampop aus den frühen Achtzigern verstecken, er würde erst im zweiten, dritten Anlauf als kontemporärer Release auffallen. Auf „Memorial“ sind zehn starke Songs, unter denen beispielsweise „Pith and point“ und „Inamorato“ herausstechen.