Die Assoziationsspielräume sind bei MELANCHOHOLICS nicht gerade großzügig bemessen. Auf jeden Fall, was den großartigen Bandnamen angeht. Das die Jungs aus Düsseldorf und Stuttgart nicht gerade fröhliche Schunkelmusik machen, braucht hier nicht mehr explizit Erwähnung finden.
Das war es auch schon mit der Prognostizierbarkeit ihrer Musik. Die Strukturen ihrer Songs zerfließen wie Quecksilber, widerstandslos und unvermittelt in eine neue, frische Gestalt. Slowmotion-Ambient, Drone, Noise, Rock - mystisch, düster, fast bedrohlich gurgelnd.
Ein Gitarrenriff, wie ein durch den Raum schwebender undurchdringlicher Nebelschleier, der das Territorium einnimmt und komplett mit seinem Schall auskleidet. Dass da ein gewisses fundiertes Vorwissen bei diesem, bereits zweiten Album, angewandt wurde, liegt quasi auf der Hand - so schrieb Bassist Philip Akoto unlängst ein Buch über Todesfaszination zwischen Entertainment und Rebellion am Beispiel von Gothic-, Metal- und Industrialmusik, Elektrowerker und Labeleigner Lutz Bauer steht ebenfalls bei dem Elektro-Industrial-Duo HIDDEN TECHNOLOGY am Laptop und der Dritte im Bunde, Gitarrist Benedikt Bjarnason, unterlegt seine Musik zwischenzeitlich mit selbstgedrehten Filmschöpfungen.
Die besten Voraussetzungen also, um Soundkonstrukte zu formen, die sich mit einem sanften Druck in dein Inneres bohren, um dich völlig mit ihrem Klang zu okkupieren. (10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Jenny Kracht