Das ursprünglich aus San Francisco stammende Duo MATMOS – bestehend aus M. C. (Martin) Schmidt und Drew Daniel – ist schon seit Mitte der Neunziger Jahre im experimentellen Elektronik-Sektor aktiv und hat seitdem mit unterschiedlichsten Künstlern kollaboriert und auf wechselnden Labels Platten veröffentlicht. 2000 etwa zusammen mit der leider nicht mehr existenten hervorragenden Kammermusik-Post-Rock-Band RACHEL’S. Generell war in ihren verschlungenen Sample-Collagen immer ein Hang zu gewissen Neoklassik-Elementen vorhanden. Auf ihrem aktuellen Album haben sich MATMOS mit dem 2019 verstorbenen polnischen Komponisten und Musikwissenschaftler Boguslaw Schaeffer beschäftigt, der außerhalb seiner Heimat weniger bekannt sein dürfte, der aber jahrzehntelang die Grenzen zwischen klassischer Komposition, elektronischen Experimenten und radikalem Theater ausgelotet hatte. Dabei durften sie sich bei den zahlreichen von Schaeffer aufgenommenen Werken bedienen und collagierten daraus ihr eigenwilliges Porträt eines der wichtigsten Vertreter der polnischen Avantgarde seit den 1950er Jahren. MATMOS erweisen sich dabei als nur schwer einzuordnende Meister seltsamer Klänge, die zwar selten wirklich songorientiert arbeiten, aber bei denen innerhalb ihrer schrägen Kompositionen so unglaublich viel passiert, dass ihre Musik trotz des hohen Abstraktionsgrades erstaunlich eingängig bleibt. Am ehesten erinnern MATMOS dabei noch an die morbiden Dark-Ambient-Veröffentlichungen von COIL, die dagegen aber immer noch deutlich konventioneller klingen. Dabei entsteht eine zeitgenössische Form von Musique concrète, die mit erstaunlich viel Witz und kompositorischem Einfallsreichtum versehen ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #162 Juni/Juli 2022 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #84 Juni/Juli 2009 und Jenny Kracht