"Masters Of Horror" geht auch hierzulande auf DVD in die zweite Runde, wobei der Konsens inzwischen lautet, dass die Season 2 deutlich schwächer ausgefallen ist, trotz ähnlich hochkarätiger Namen wie bei Season 1.
In Deutschland kommt noch erschwerend hinzu, dass zwei vielversprechende Episoden wie PRO-LIFE und PELTS, die Ende Januar als Kauf-DVD erschienen sind, ähnlich wie bereits Takashi Miikes IMPRINT aus Season 1, massiv geschnitten wurden, um noch das "keine Jugendfreigabe"-Siegel zu bekommen.
Und zwar dermaßen massiv - eigentlich wurde jede explizitere Splatter- und Gewalt-Szene komplett entfernt -, dass es sich hier schon um vorauseilenden Gehorsam der Firma Splendid handeln muss, die eine Indizierung dieser Titel ausschließen wollte.
Allerdings werden diese Fassungen dadurch für den Fan komplett wertlos, denn erst mal gehört ein bisschen Splatter und Gewalt nun mal zum Horror-Genre dazu, und vor allem beeinflussen und verzerren diese extremen Eingriffe auf inakzeptable Weise den Handlungsverlauf, was leider übelster Kundenverarschung gleichkommt, denn schließlich kauft man ja auch kein Auto, wo der Motor fehlt.
Höchst bedauerlich, denn PRO-LIFE und PELTS sind auf jeden Fall recht unterhaltsam.
Mit PELTS dürfte Dario Argento, ähnlich wie Miike mit IMPRINT, eine der extremsten Episoden der Serie gelungen sein, durchsetzt mit jeder Menge Sex und Gore, wovon man in der deutschen Fassung nicht mehr allzu viel bemerkt.
Meat Loaf spielt darin einen sleazigen Pelzhändler, der an wunderschöne wie verwunschene Waschbärpelze gerät, die denjenigen, der sie schließlich in Pelzform am Körper trägt, ein äußerst blutiges Ende bescheren.
Wenn man so will, könnte man PELTS als schwarzhumoriges Anti-Pelzindustrie-Statement ansehen, das Tierschützern sicher gefallen dürfte, wobei Argento letztendlich inhaltlich nicht befriedigend klären kann, was es mit den Waschbären eigentlich konkret auf sich hat, was ja nichts neues bei ihm ist.
Auch wenn die Folge Argentos früheren Sinn für eine ungewöhnliche Optik vermissen lässt, ist sie zumindest exzessiv - ich sag nur Bärenfalle -, wobei sich auch Meat Loaf erneut als charismatischer Darsteller präsentiert.
John Carpenter hat es in PRO-LIFE eher auf fanatische Lebensschützer abgesehen, als Plädoyer gegen Abtreibung kann man das Ganze dennoch nicht werten, denn Carpenter leistet sich hier doch einen ziemlich albernen Kunstgriff, um den christlichen Fundamentalisten auf den Pelz zu rücken.
Darin versucht Ron Perlman mit seinen drei Söhnen eine Abtreibungsklinik zu stürmen, weil sich darin seine hochschwangere Tochter befindet, die vom Teufel höchstpersönlich geschwängert wurde.
Während aber zum Beispiel Polanski in ROSEMARY'S BABY diese Thematik etwas subtiler anging, bewegt sich Carpenter in eher trashigen Gefilden, was ihm viele Leute übel nahmen, aber nichts am Unterhaltungswert von PRO-LIFE ändert, der schöne Monster-Effekte besitzt, allerdings nicht als ernsthafter Horror-Beitrag taugt.
Carpenter ist mit PRO-LIFE zwar noch weiter als Argento mit PELTS von seinen Meisterwerken entfernt, aber wer nach Season 1 von MOH noch derartige Hoffnungen hegte, ist quasi selber Schuld.
Zumindest ist mir Carpenters Monster-Trash immer noch lieber als Mick Garris' bemüht ernsthafter Old-School-Horrorbeitrag VALERIE ON THE STAIRS.
Der basiert zwar auf einer Story von Clive Barker, lässt aber genau den Anteil von Gore vermissen, den PRO-LIFE und PELTS ausreichend besaßen, was dann sogar noch mit einer Freigabe "ab 16" durchging.
VALERIE ON THE STAIRS soll so eine Art Reflexion über den Akt des Schreibens sein, denn der Schauplatz ist dabei das so genannte Highberger House, wohin sich überwiegend Schriftsteller zurückziehen, um ungestört an ihren Werken arbeiten zu können.
Nicht völlig ungestört, wie Rob Hanisey feststellen muss, denn die gebündelte Kreativität des Hauses hat wohl die Grenzen zwischen Fantasie und Realität durchlässig gemacht und damit auch einige unangenehme literarische Geschöpfe zum Leben erweckt.
Das klingt auf dem Papier ganz nett, ist aber in der Ausführung eher langweilig und vorhersehbar, und darüber hinaus mit einem höchst albernen Ende versehen. Christopher Lloyd und Tony Todd können zwar für einige darstellerische Höhepunkte sorgen, auch das Setdesign ist nicht das Schlechteste, aber letztendlich scheitert Garris an der fehlenden Spannung und Blutleere seiner fast schon unangenehm biederen Episode, sieht man mal von ein paar Nacktszenen der nicht gerade unattraktiven Clare Grant ab.
Mal sehen, was die anderen MOH-Folgen noch zu bieten haben ...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #76 Februar/März 2008 und Thomas Kerpen