TRADITIONAL TATTOO IN JAPAN: HORIKAZU

Martin Hladak

In Sachen Tattoo-Bücher ist die Edition Reuss Garant für Bildbände der Oberklasse. Mit „Spiritual Skin: Magical Tattoos And Scarification“ und „Traditional Tattoo in Japan: Horikazu“ sind nun zwei weitere gewohnt opulent ausgestattete Bände erschienen, die schon rein technisch und unter Verzicht auf billigen Asien-Druck durch exzellente Fotografie und entsprechende Wiedergabe selbiger bestechen.

Das hat seinen Preis; wer freilich auf der Suche ist nach simplen Tätowiervorlagen, verkennt völlig den Charakter dieser ins ethnologische Metier hineinreichenden Veröffentlichungen. Besonders deutlich wird das bei „Spiritual Skin: Magical Tattoos And Scarification“, das sich im ersten Teil traditioneller thailändischer Tätowierkunst sowie jener der Ureinwohner Nord- und Südamerikas widmet, und das unter dem Aspekt der spirituellen Bedeutung der Tätowierung.

Beeindruckende Bilder finden sich hier, etwa von Buddhisten, deren gesamter Oberkörper mit in Mustern angeordneten religiösen Worten und Sätzen bedeckt sind. Im zweiten Teil stellt Autor Lars Krutak, Doktor der Kulturanthropologie, die Skarifizierungsrituale (das heißt das bewusste Hinzufügen von Narben) der Hamar in Äthiopien, der Bétamarribé in Benin und der Kaningara in Papua-Neuguinea vor.

Bei den Fotos der von hunderten kleinen blutigen Wunden (die dann noch bewusst mit Flußwasser infiziert werden) übersähten Körper der Kaningara-Männer spürt man schon beim Betrachten den Schmerz.

Nachmachen, dort vor Ort? Das Immunsystem eines Europäers dürfte überfordert sein. Krutak stellt dar, wie bedroht diese Traditionen sind, wie traditionelle Lebensweisen, etwa in Äthiopien, von der Regierung bekämpft werden – arachaische Kultur versus „Zivilisation“ ...

„Traditional Tattoo in Japan: Horikazu“ ist demgegenüber ein schon beinahe konventionelles Tattoobuch, das sich ausweislich seines Untertitels dem Lebenswerk des im Asakusaviertel von Tokyo ansässigen Tätowiermeisters Horikazu widmet.

Dieser lebte von 1937 bis 2011 und war auf die Tebori-Methode spezialisiert, die sich durch besonders feine Abstufungen und Farbgebung auszeichnet und bei der mit Nadeln und Bürsten gearbeitet wird, nicht mit einer Tätowiermaschine.

In diesem Buch findet sich das letzte Interview mit Horikazu zu seinem Werk und es beeindruckt zu lesen, mit welcher Begeisterung er von seiner Arbeit spricht. „Horikazu“ bezeichnet der Verlag als „ikonografisches Referenzwerk für jeden an traditoneller japanischer Tattoo-Kunst Interessierten“, entsprechend finden sich hier nach exklusiven Fotos aus der Werkstatt und von der Familie Horikazu über hunderte Seiten beeindruckende Beispiele mit Motivschwerpunkten wie Koi, Kabuki oder Buddha, die in engem Bezug zur japanischen Kultur stehen und in Begleittexten erläutert werden.