MARTHA’S VINEYARD FERRIES

Mass. Grave

Wenn doch nur jeder Scherz so nachhaltig zünden würde wie der zweier Kumpels, die darüber fantasierten, wie es wäre, eine gemeinsame Band zu haben. Für dieses Luftschloss dachten sie sich allerhand beknackte Namen aus, bis aus dem Spaß ernst wurde.

Nun, einer der beknackten Bandnamen blieb erhalten und überhaupt scheinen Elisha Wiesner (KAHOOTS), Bob Weston (SHELLAC, MISSION OF BURMA) und der später hinzugestoßene Drummer Chris Brokaw (CODEINE) einen sonderbaren Humor zu besitzen.

Wer platziert schon einen fetten Regenbogen auf dem Cover eines Albums namens „Mass. Grave“? Und was darf man bei all dem Geblödel erwarten? Sicher nicht dieses Album, das mit zum Intensivsten und Spannendsten gehört, was in letzter Zeit erschienen ist.

Es sind nicht die Zutaten allein, früher Post-Hardcore und popverliebter Indierock der Neunziger Jahre, die „Mass. Grave“ zu etwas Besonderem machen, sondern die Art, wie die Band das vorträgt.

Vordergründig relaxt, ja fast gelangweilt, mit viel Hall und wenig Distortion, unterschwellig aber hochaggressiv, bedrohlich und ziemlich sexy. In „Blonde on blood“ drohen TMVF an, dass sie den Tiger jederzeit aus dem Käfig lassen könnten.

Der Verstärker jault nur circa 1,4 Sekunden auf, das reicht, um zu zeigen, wie gefährlich das hier werden könnte. Und mit „She’s a fucking angel“ zeigt das Trio, wie man einen echten Indie-Hit schreibt.