PERSEPOLIS

Marjane Satrapi

„Persepolis“, die hochgelobte Graphic Novel der 1969 im Iran geborenen, heute in Paris lebenden Autorin und Zeichnerin Marjane Satrapi hat erstaunlicherweise bereits 14 Jahre auf dem Buckel. Hierzulande veröffentlichte man „Persepolis“ das erste Mal 2004 in zwei Bänden, zehn Jahre später legt die Edition Moderne eine Gesamtausgabe vor.

Es wäre auch wirklich bedauerlich, wenn Satrapis Aufarbeitung ihrer Kindheit im Iran zu einem Fall für die Antiquariate würde, denn ihre Geschichte hat weder an Charme noch Brisanz verloren in Bezug auf das Thema Naher Osten, und ist in dieser Hinsicht sicherlich aufschlussreicher und vor allem unterhaltsamer als die Publikationen eines Herrn Scholl-Latour.

Man darf hier mit Fug und Recht von einem Meisterwerk sprechen, denn bis dahin hatte die Verbindung von persönlicher Lebensgeschichte mit dem trivialen Medium Comic wohl nur bei Art Spiegelmans „Maus“ so ausgezeichnet funktioniert.

Mit Spiegelman, der hier sicher eine wichtige Inspirationsquelle war, verbindet Satrapi auch ihr schlichter zeichnerischer Stil, der an etwas primitive Schwarz-Weiß-Holzschnitte erinnert.

Den besonderen Reiz von „Persepolis“ macht dabei aus, wie Satrapi die Geschichte ihres Heimatlandes mit den Augen eines heranwachsenden, anfänglich noch sehr naiven Mädchens betrachtet, im Kontrast zur Weltsicht der Erwachsenen.

Dabei gelingt Satrapi auch gekonnt der Spagat zwischen der Darstellung expliziter Grausamkeiten, anrührenden emotionalen Momenten und befreiendem Lachen im Angesicht lebensbedrohlichen Schreckens, ebenso wie eine subtile, angenehm klischeefreie Gegenüberstellung der kulturellen Unterschiede zwischen Morgen- und Abendland.

Ein nicht nur für Comic-Fans äußerst empfehlenswertes Werk.