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FREISTAAT FLASCHENHALS

Marco Wiersch, Bernd Kissel

„Freistaat Flaschenhals“ ist eine liebevolle Geschichtsaufarbeitung über einen kleinen Landstrich im Saarland, der nach dem ersten Weltkrieg von den Siegermächten bei der Aufteilung mittels Zirkelschlag schlicht „vergessen“ wurde.

Nicht geregelt war ein flaschenhalsähnlicher Landstrich zwischen Lorch und Laufenselden, dessen Bewohner sich mehr oder minder aus Notwehr als Freistaat mit Schmuggel, Notgeld usw. neu organisieren mussten, um zu überleben.

Wundervoll in passenden Schwarz-Weiss-Grautönen in Szene gesetzt von Bernd Kissel, der sich schon mehrfach in Comics mit der Geschichte des Saarlands auseinandergesetzt hat. Stilistisch auf Augenhöhe mit den besten Zeichnern gleich hinter der Grenze, detailverliebt und dazu auch noch packend und persönlich mit der Figur Albert erzählt (dessen Geschichte sich über den Zeitraum des Freistaats hinauszieht), gehört dieses Comic zu einem der besten des letzten Jahres.

Hier liegt dann auch die Tragik an der Sache: im frankobelgischen Raum würde ein Comic wie „Freistaat Flaschenhals“ eine der Liebe zum Detail angemessene Verkaufsmenge erzielen, die allerdings auch nur dort möglich ist, wo das Medium Comic alle Spielarten so weit massentauglich gemacht hat, dass man dafür keine übergestülpte Schublade wie „Graphic Novel“ oder „Historiencomic“ benötigen würde.

Dort wäre es einfach ein Comic mit Hardcovereinband, den die Leser einfach so aus einem der vielen Comicläden tragen würden, einfach weil es verdammt noch mal gut erzählt und gezeichnet ist.

Hierzulande bleibt diese wunderbare Geschichtsadaption einem kleinen, dafür aber umso dankbareren Kreis vorbehalten. Ja, das könnte man definitiv sofort verfilmen.