Bei dem Schlagwort „Fugazi“ denken wohl viele zuerst an die gleichnamige Post-Hardcore-Band. Mit der hat dieser Comic aber nur sehr indirekt zu tun. Denn den Namen für den recht zwar kurzlebigen, aber dennoch legendären Warschauer „Fugazi Music Club“ hatte man in erster Linie von dem zweiten MARILLION-Album abgeleitet und die weiteren Bedeutungen (s.o.
und den aus dem Vietnamkrieg stammenden Ausdruck „Fucked Up, Got Ambushed, Zipped In“ für eine ausweglose Situation) eher billigend in Kauf genommen. Wer auf der Suche nach einer Anleitung ist, wie man einen Musikclub auf gar keinen Fall führen sollte, sollte dieses Buch lesen.
Denn die Betreiber bringen zwar eine Menge Ideen, Enthusiasmus und Einsatzbereitschaft mit, lassen sich aber aus finanziellen Gründen mit den falschen Leuten ein und bekommen recht bald die Konsequenzen daraus zu spüren.
Erschwerend hinzu kommen die hemmungslose Sauferei der Hauptverantwortlichen und ein fehlender Masterplan oder zumindest eine grobe Koordination jenseits des Hier und Jetzt. Dass man unter diesen Voraussetzungen nur mit extrem viel Glück länger existieren kann, liegt auf der Hand.
In gleichermaßen düsteren wie positiv aufgeladenen (ja, das geht) blau-schwarzen Bildern erzählt der junge Zeichner Marcin Podolec die Geschichte vom Aufstieg und Fall eines der frühen zentralen Anlaufpunkte der polnischen alternativen Musikszene und den Menschen dahinter.
Ein Glossar bietet Informationen für alle, die sich im musikalischen Untergrund Polens der frühen 1990er nicht auskennen. Ein interessantes zeitgeschichtliches Dokument, das nicht nur eine Musikszene porträtiert, sondern auch die Aufbruchs-/Goldgräberstimmung in Polen unmittelbar nach dem Fall des Eisernen Vorhangs widerspiegelt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #126 Juni/Juli 2016 und Anke Kalau