Zu Beginn hat man bei Marc Hellner, der aus der Kunst- und Musikszene Chicagos stammt und in Bands spielt, die mir nicht allzu viel sagen, das Gefühl, es handele sich hier um eine betont synthetische Form von Popmusik.
Allerdings verwandelt sich Hellners Soloalbum im weiteren Verlauf in eine Art symphonische, soundtrack-artige Form von Instrumentalmusik, bei dem echte und künstlich erzeugte Sounds gleichberechtigt nebeneinander existieren.
Das ist bisweilen gar nicht so weit von dem Spiel mit Sounds und Samples entfernt, das man auch bei NOTWIST finden kann, auch hinsichtlich des Umgangs mit Melodien. Das Problem ist dabei vielleicht, dass Hellner kein besonders herausragender Sänger ist, er gibt den Songs zwar den richtigen emotionalen Input, aber "Marriages" überzeugt generell eher in den Instrumentalpassagen, wo das Konzept der Platte besser aufgeht und vor allem auch ein avantgardistischer und minimalistischer Umgang mit Sounds passiert, der äußerst atmosphärisch rüberkommt.
Durchwachsene Angelegenheit zwischen echter musikalischer Innovation und recht profaner Popmusik, die insgesamt eine gewisse Konsequenz vermissen lässt, aber dennoch ganz nett anzuhören ist.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Thomas Kerpen