Man muss SOFT CELL nicht unbedingt mögen oder die danach entstandenen Solo-Projekte des Briten Marc Almond, um anerkennen zu können, dass der Mann eine der prägnantesten Stimmen der Popmusik der letzten 25 Jahre besitzt.
Die kommt auch bei diesen beiden Stücken bestens zur Geltung, vielleicht sogar besser als bei seinen letzten Solo-Platten. Aufgenommen wurden die Songs, die auf Gedichten von Eric Count Stenbock basieren - Mitte des 19.
Jahrhunderts in Estland geboren und bekannt für seine makabere fantastische Literatur, seinen Opium- und Alkoholkonsum, seine Faszination für Satanismus und pädophilen Obsessionen -, zusammen mit Michael Cashmore, der seit 1990 Mitglied von CURRENT 93 ist.
CURRENT 93 hatten sich bereits 2001 auf "Faust" einer Kurzgeschichte von Stenbock angenommen und David Tibet hatte über seinen Buchverlag Durtro Press Arbeiten dieses Mannes wiederveröffentlicht.
Die Musik komponierte Cashmore alleine, hübsch exzentrische, folkige Neo-Klassik Richtung Baby Dee und ANTONY AND THE JOHNSONS, während Almond in einer Art Sprechgesang dazu die Gedichte rezitiert, was aber eine sehr homogene Verbindung ergibt.
Und man bedauert es wirklich, dass diese wunderschöne, emotionale Musik nach zwölf Minuten schon wieder vorbei ist, da hätte man wirklich direkt ein komplettes Album draus machen können. Hoffen wir mal, dass da noch was nachkommt.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #78 Juni/Juli 2008 und Thomas Kerpen