Nach nach seinem Album „Varieté“ von 2010 hatte Marc Almond verlauten lassen, er wolle keine Platte mehr mit eigenem Material aufnehmen. Ganz unglaubwürdig klang das nicht, denn bereits zuvor lagen fast zehn Jahre zwischen „Varieté“ und „Stranger Things“, auf dem der SOFT CELL-Sänger zuletzt als Songwriter auftauchte.
Zu verdanken hat man diesen Sinneswandel den Überredungskünsten des britischen Produzenten Chris Braide, der ansonsten eher mit Hitparaden-Mist wie Britney Spears, Christina Aguilera oder David Guetta in Verbindung gebracht wird, aber eben auch ein großer Fan von Almond ist.
Dementsprechend auf Hochglanz poliert ist „The Velvet Trail“, was aber gut zur Manieriertheit von Almond passt, bei dem der Kitsch ja häufig massiv von der Decke tropft. Ein Dave Ball ist Braide natürlich nicht, aber einige deutliche SOFT CELL-Momente besitzt „The Velvet Trail“ dennoch.
Ebenfalls zu Geltung kommt innerhalb des plakativen Elektropops auch Almonds Faible für Chanson und Klassik-Arrangements, die das Album stilistisch nie zur kreativen Sackgasse werden lassen.
Neue Fans wird Almond dadurch wahrscheinlich nicht gewinnen können – zumindest nicht im David Guetta- oder Britney Spears-Lager –, aber wer schon immer eine Schwäche für den äußerst expressiven Sänger hatte, bekommt mit „The Velvet Trail“ eines der künstlerisch überdurchschnittlicheren Werke in dessen bisheriger Karriere geliefert.
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