Wer Lee Hollis mal auf einer Bühne hat stehen sehen, beobachtet hat, wie der kleine Kerl da oben tobt und zetert und personifizierte Hibbeligkeit und Nervorsität ist, und wer dann den 1963 geborenen Amerikaner, der nun seit fast schon 35 Jahren Saarländer und Sänger von SPERMBIRDS und STEAKKNIFE ist, auf einem Stuhl sitzend lesend auf einer Bühne gesehen hat, der merkt: Der Mann ist wirklich so.
Hektisch und überdreht und zweifelnd und reflektiert und manchmal nah dran an Slapstick. Und dann hört (und liest) man seine Geschichten und spürt erneut: Das ist dieser Typ, durch und durch.
Voller Gedanken, die raus müssen aus diesem Schädel, und wütend, und verspielt ... und wenn er dann irgendwann Ruhe (ha!) findet und auf seine Computertastatur einhackt, kommen solche Geschichten dabei heraus wie die in diesem Buch.
Auf Englisch, still, weil ...he hates the fucking deutsche Sprache to the guts, obwohl er sie spricht, er ist ja Barkeeper, muss reden mit den Leuten. Und schreibt darüber und über sein Leben und seine Jugend, seinen Vater, über nervige Nachbarn und komische Gäste und apokalyptische Bootstouren.
Man spürt, dass im Gegensatz zu so manchem Vielschreiber dieser Lee Hollis einer ist, der sich jeden Satz abringt, tippt und löscht und tippt und löscht, bis jedes Wort sitzt. Und das dauert, und deshalb sind seine Bücher auch so dünn und selten ...
und so gehaltvoll. Er schafft es, wie jeder gute Geschichtenerzähler seit damals, als einer in einer dunklen Höhle anfing, seinen Mithöhlenbewohnern irgendwas von der letzten Jagd vorzuflunkern, die Grenzen zwischen Erlebtem und Fiktion verfließen zu lassen und sich dabei mal als strahlenden Sieger, mal als zwar gewitzten, aber tragischen Verlierer dastehen zu lassen.
Deshalb: Read this book.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #135 Dezember/Januar 2017 und Joachim Hiller