Es mag ja Menschen geben, die MANU CHAO für eine Hintergrundmusik-Nummer halten. Immerhin beschallte sein Album „Clandestino" zwei Sommer lang Kneipen, Bars und Cafes, überall „Bongo Bong", nett, angenehm, sommerlich.
Natürlich steckt hinter MANU CHAO viel mehr. Ein musikalischer Nomade, der durch die Kontinente reist, dort lebt, spielt, schreibt. Und hinter seinem ungewöhnlichen Reggae-Latin-Gemisch stecken gesellschaftskritische Texte über Probleme, an die Chartmusik-Sammler mit „Clandestino" im Regal wohl noch nicht ein Mal in ihrem Leben nachgedacht haben.
Um so überraschender traf es die ganzen Kostümchen-Frauen und Schnurrbart-Idioten im vergangenen Jahr voll in die Fresse, als MANU CHAO in Offenbach auftrat, beim beinahe einzigen Konzert in Deutschland.
Mit seiner Band Radio Bemba gab es eine Party, die ihresgleichen sucht. In bester MANO-NEGRA-Art entlud sich da eine solch geladene Mischung aus Bläsern, Gitarren und allem möglichen anderen Zeug, die Band immer ganz vorne, Ska, Reggae, Salsa, Punk.
„Radio Bemba Soundsystem" ist die Aufzeichnung eines Konzertes aus dieser Tour in Paris. Und was da zu hören ist, geht wirklich sehr nah an das heran, was dieser verrückte Musikerhaufen live auf der Bühne bringt.
Alte MANO NEGRA-Stücke, mindestens mit der Energie gespielt, die sie früher hatten, dazu die Solonummern von MANU CHAO, meist in komplett anderen Versionen als auf den Studioscheiben. Schade nur, dass die Songs als Einzelaufnahmen ohne Übergänge auf die CD gesetzt wurden, da geht das Live-Gefühl wieder etwas verloren.
Trotzdem: Energie rules! (64:25) 9/10
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und Kay Werner
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #49 Dezember 2002/Januar/Februar 2003 und Alex von Streit