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MANIAC

Zur Zeit des Videobooms Anfang der 80er versuchten Jugendschützer, alles aus dem Verkehr zu ziehen, was auch nur ansatzweise sozialethisch desorientierend auf Jugendliche wirken könnte, darunter viele Horrorfilme. William Lustigs „Maniac“ gehört dabei zu den prominentesten Vertretern, der 1980 in den deutschen Kinos lief und dann auch auf VHS erschien. 1983 wurde „Maniac“ erst indiziert und einige Monate später beschlagnahmt – die erste Beschlagnahmung wegen Gewaltverherrlichung nach §131 StGB einer Videokassette, der noch weitere folgten. Ende 1984 griff Der Spiegel dieses Thema in einem höchst tendenziösen Artikel namens „Zum Frühstück ein Zombie am Glockenseil“ auf und ging auch auf das Geschäft der Maskenbildner und Tricktechniker ein. Denn dort wird detailliert erklärt, wie in „Maniac“ eine Frau in Nahaufnahme skalpiert wird – eine zu perfekte Illusion und deswegen gewaltverherrlichend. Seit 2019, also 36 Jahre später, ist „Maniac“ nicht mehr beschlagnahmt und auch nicht mehr indiziert, und erschien bei Nameless ungeschnitten mit „ab 18“-Freigabe in unterschiedlichen Editionen, die den Film in ausgezeichneter Qualität auf Blu-ray und DVD enthalten, neben zahlreichen Extras wie Audiokommentaren, Interviews und Outtakes und einer Soundtrack-CD. „Maniac“ ist auch heute noch kein besonders feinfühliger Film, dessen rohe Direktheit damit zu tun haben könnte, dass Regisseur Lustig vorher Pornos drehte. Eine ernstzunehmende Aufarbeitung von Schizophrenie darf man hier nicht erwarten, aber Hauptdarsteller Joe Spinell (seine erste Rollen hatte er in „Der Pate“), der auch das Drehbuch zu „Maniac“ schrieb, liefert ähnlich wie Karlheinz Böhm in „Augen der Angst“ dennoch ein sehr menschliches und letztendlich tragisches Porträt eines zutiefst gestörten Frauenmörders ab.