Gut, man mag zu der rotzlöffeligen Überarroganz der fünf Schwedenlümmel stehen wie man will („Unsere Platte ist besser als alles von den KINKS und THE WHO, sogar runder als das meiste von den BEATLES und den Stones“ – jaja, diese törichte Aussage über ihr zugegebenermaßen tatsächlich fulminantes 04er-Debüt „Bring’em In“ wird man ihnen wahrscheinlich noch bis ans Ende ihrer Tage um die Ohren hauen ...) und mit dem verhältnismäßig uninspiriertem Universal-Einstand „Give Me Fire“ haben sie nicht nur ihre Seele endgültig an den bösen, bösen Kommerzteufel verschachert, sondern mir auch noch eine der bittersten musikalischen Enttäuschungen des Jahres beschert und dennoch: Hybris wem Hybris gebührt! Denn mit diesem unglaublich fetten, 39 Songs umfassendem Package legt das Ex-Label EMI eine Compilation vor, die – obgleich sie sich, abgesehen von dem einzig neuen Song „The quarry“, nur aus zwischen 2002 und 2007 entstandenen Single-B-Seiten, Bonustracks und ein paar Livemitschnitten zusammensetzt – die Bezeichnung „Resteverwertung“ mal definitiv nicht verdient! Songs wie der in einem unglaublichen Breitwandsound daher kommende Soul-Smasher „Son of dad“, die mit einem großartigen Spannungsaufbau versehene Endorphingranate „The malevolence“, die wunderschöne, fast zu Tränen rührende Liebesballade „How we walk“ oder der mit einem hervorragendem Singalong versehene, stonesige Shaker „Jeanette“ seien nur mal exemplarisch genannt, für das gewaltige Feld welches hier scheinbar mühelos beackert wird.
Und klar, angesichts dieser gewaltigen Masse kann ja gar nicht jeder Song ein absoluter Volltreffer sein aber dennoch ist der Hitquotient derart frappierend hoch, dass man nur mit offener Kinnlade da sitzt und sich fassungslos fragt, wie es angehen kann, dass diese Mistkröten diverse Hymnen nicht mal für ein reguläres Release würdig erachten, für die andere Bands wahrscheinlich töten würden, wäre es ihnen nur ein einziges Mal in 20 Jahren gegeben einen ansatzweise entsprechend großartigen Knaller zu fabrizieren.
Auch das angesprochene neue Stück weiß mit einer sehr schönen morriconesken Atmosphäre zu gefallen und gibt Anlass zur Hoffnung, dass MANDO DIAO ihr kreatives Pulver doch noch nicht vollends verschossen haben.
Und als wäre das alles noch nicht genug, gibt es obendrauf noch eine 15 Songs umfassende, mit Interviewsequenzen aufgelockerte Live-DVD, bei dem die Jungs ihrem musikalischen Genius nochmal freien Lauf lassen dürfen.
Ob das nun wirklich besser als alles von THE KINKS und THE WHO ist, möchte zwar immer noch dezent anzweifeln, aber den inoffiziellen Titel der wahrscheinlich besten Rockband der Nuller-Jahre spreche ich MANDO DIAO hiermit gerne zu!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #55 Juni/Juli/August 2004 und Martha Biadun
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #55 Juni/Juli/August 2004 und Manuel Möglich
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #50 März/April/Mai 2003 und Ritchie Apple
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #58 Februar/März 2005 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #87 Dezember 2009/Januar 2010 und Ben Bauböck