DIE SPINNE VON MASCHHAD

Mana Neyestani

Die nordostiranische Stadt Maschhad beherbergt ein wichtiges schiitisches Heiligtum, das Mausoleum des Imam Reza, dem achten Imam der Schiiten, gestorben im Jahr 818. Es ist die einzige Grabstätte eines schiitischen Imams auf iranischem Boden, Irans religiöse Führer versuchen daher, Maschhad als heilige Stätte im Bewusstsein der Menschen zu verankern.

Die Einwohnerzahl der Pilgerstadt nahm in den vergangenen Jahrzehnten rasant zu. Lebten dort 1950 noch unter 200.000 Menschen, sind es heute bereits über drei Millionen. Im Jahr 2000, als die Spinne von Maschhad begann, ihr Unwesen zu treiben, waren es noch knapp über zwei Millionen.

Weniger, aber immer noch zu viele auf zu engem Raum. Der soziale Druck ist entsprechend hoch, der Anteil der in Armut lebenden Menschen auch. Maschhad liegt zudem nah an der Grenze zu Afghanistan, was den Zugang zu Opium vereinfacht und neben vielen Abhängigen auch eine hohe Beschaffungskriminalität zur Folge hat.

Hier prallen also zwei widersprüchliche Welten aufeinander. In diesem bedrückenden, repressiven Klima sieht sich der Maurer Said Hanai, ein rechtschaffener Mann und strenggläubiger Moslem, dazu berufen, die Straßen Maschhads von sündigen Menschen zu säubern und bringt nach und nach gezielt 16 Prostituierte um.

Der Exil-Iraner Mana Neyestani lehnt seine Geschichte eng an die Entstehung von Maziar Baharis Dokumentarfilm „And Along Came A Spider“ an, in dem Bahari die Journalistin Roya Karimi bei Recherchearbeiten zu den Morden und während des Interviews mit Hanai selbst zeigt.

Hanai wurde 2002 hingerichtet. Nicht nur er glaubte bis zum Schluss, sein Handeln sei rechtens gewesen. Baharis Dokumentation darf im Iran nicht gezeigt werden. Dieser Comic sicherlich auch nicht.