Als ich 1987 begann meine ersten Gehversuche in Sachen Rockmusik zu machen, war ich von allem so angetan, dass ich meinte, das Rad neu erfunden zu haben. Sofern ich noch die eine oder andere Aufnahme aus dieser Zeit besitze, die Unmengen an Bands betrachte, die ich auf Platte oder live gehört bzw.
gesehen habe, bin ich heute froh darüber, dass nur wenige Ergüsse in die Öffentlichkeit gelangten. Ähnlich verhält es sich mit URBAN CHAOS aus Moskau. Hätte ich das Kurzinfo nicht bekommen, würde die Platte intuitiv in der Rubrik-Rerelease auftauchen, denn ich hätte nicht gedacht, dass nach über 25 Jahren Punkrock immer noch derartige Bands derartiges Material veröffentlichen.
Ursprünglich galt der Gedanke "Jeder kann Musik machen", und dem ist auch nichts entgegenzusetzen. Heute jedoch merke ich an "... aber nicht jeder soll seinen Kram veröffentlichen". Waren die ersten offiziellen Punkaufnahmen an sich musikalisch gar nicht so unterentwickelt, bekommt man heute unter dem Siegel "rare punkrock" drittklassigen Dreck, den auch anno dazumal schon niemand veröffentlichen wollte.
So ist das auch mit URBAN CHAOS. Die Band ist jung und bedarf noch jeder Menge Proben. Verstimmte Gitarren, klobige Offbeat-Einlagen, schleppende Parts, nee, das braucht heute niemand mehr.
Falls es noch niemand bemerkt hat, das Ox bespricht Quartal für Quartal Unmengen an Platten aus diesem Genre und global betrachtet auch nur einen Bruchteil und unserem Breitengrad an Wichtigkeit entsprechend.
Schade vielleicht, wird sich der eine oder andere denken, aber gut auch, dass endlich der "No Future"-Scheiß hinter uns gebracht ist, aber manche Ewiggestrigen haben das immer noch nicht kapiert! (31:59) (02/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #55 Juni/Juli/August 2004 und Simon Brunner