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MAGNETIZDAT DDR - Magnetbanduntergrund Ost 1979-1990

Alexander Pehlemann, Robert Mießner, Ronald Galenza (Hg.)

Der Sammelband ist die Fortsetzung des Buchs „Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979-1990“ von 2006. Wie auch dort geht es hier um den musikalischen Untergrund im Arbeiter- und Bauernstaat, der nicht zuletzt dank Stasi und Behörden schnell politisch wurde. Im Mittelpunkt steht nicht der Pogo-Punk sondern vor allem Post-Punk, New Wave, Elektronische Musik und Avantgarde-Rock und -Pop. In den zahlreichen Aufsätzen wird anschaulich geschildert, wie sich die Literaturszene und Musiker:innen gegenseitig beeinflussten. So entsteht ein buntes Bild von einer Szene, die sich ständig neu erfand und auch erfinden musste und wollte. Die wichtigsten Beiträge meiner Meinung nach sind die über die Frauen in dieser Szene. So werden im Kapitel „Die Hosen haben Röcke an. Female Voices der DDR-Subkultur“ die Geschichten der beteiligten Frauen skizziert. Und in „Wenn die Jungs uns nicht mitspielen lassen, stellen wir selber was auf die Beine“ geht es um die Frauen-Punkband EOG (Erweiterter OrGasmus). Weiterhin kommen auch die Nicht-Stasi-Mitglieder von ZWITSCHERMASCHINE zu Wort. Die Band war neben SAUKERLE aka SCHLEIMKEIM auf dem ersten DDR-Sampler „DDR von unten“ vertreten. Ebenso wird die Geschichte des Samplers, der 1983 auf dem West-Berliner Label Aggressive Rockproduktionen erschienen ist, ausführlich be- und teilweise neu geschrieben. Zahlreiche Fotos, Abbildungen von Tape-Covern und Plakaten sorgen dafür, dass die 464 Seiten nicht zur Buchstabenwüste werden. Spannend ist das Buch allemal und eine gute Ergänzung zu „Wir wollen immer artig sein. Punk, New Wave, HipHop und Independent Szene in der DDR 1980-1990“.