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WOLFGANG FLÜR

Magazine 1

Vielleicht tut man dem Mann ja völlig unrecht, aber bei Wolfgang Flürs Einschätzung seiner künstlerischen Errungenschaften schwang immer eine Spur Selbstüberschätzung mit, wofür sein Sexgeprotze in seiner Autobiografie „Ich war ein Roboter“ ein besonders peinliches Beispiel ist. Denn von 1972 bis 1987 war Flür Mitglied von KRAFTWERK und damit wie sein Kollege Karl Bartos an der kreativsten Phase der Elektronikpioniere beteiligt, ohne dabei allerdings mehr als eine handwerklich nützliche Honorarkraft mit begrenztem Mitspracherecht zu sein. Was Flür im Anschluss musikalisch produzierte, hätte ohne seine KRAFTWERK-Vergangenheit wahrscheinlich niemand interessiert, wofür auch „Eloquence: Complete Works“ von 2016 ein deutlicher Beleg ist, eine Sammlung von Flür-Soloarbeiten aus den Jahren 2002 bis 2015. Inzwischen entstand mit „Magazine 1“ ein neues Solowerk von Flür, auf dem dieser maßgeblich mit Peter Duggal zusammenarbeitete, Musiker und Produzent aus Manchester und Anfang der Neunziger im Acid-House-Bereich aktiv. Zudem umgab sich Flür mit prominenten Gästen wie Midge Ure (ULTRAVOX), Peter Hook (JOY DIVISION, NEW ORDER) Claudia Brücken (PROPAGANDA) und den Techno-DJs Juan Atkins und Carl Cox. Das Endergebnis beschreibt man am besten mit durchwachsen, denn neben ziemlich platten Techno-Einflüssen gibt es auch reichlich KRAFTWERK-Referenzen, die durchaus ihren Charme besitzen. Man muss Flür dabei wohl zugute halten, dass er zumindest versucht, neue zeitgemäße Musik zu produzieren, während sein ehemaliger Arbeitgeber Ralf Hütter nur noch inspirationslos das eigene Erbe verwaltet.