Ich habe für Sprechgesang über Computerbeats eigentlich überhaupt nichts übrig. Aber ICKE & ER aus Berlin-Spandau, Lieblinge der Feuilletonisten, funktionieren auf so vielen Ebenen, dass man davon einfach angetan sein muss.
Einerseits sind sie eine herrliche Parodie auf deutsche Gangsta-Rapper wie Sido und Bushido, andererseits sind ihre im allerbreitesten Berliner Akzent vorgetragenen Texte vollgestopft mit den einfachen Weisheiten des Alltags, die in ihrer Einfachheit immer voll ins Schwarze treffen.
Außerdem verweigern sich die Jungs, trotz Vertrag bei Four Music, der Medienmaschinerie, halten ihre Identität geheim, geben nur schriftliche Interviews, besuchen keine Fernsehshows, also alles Verhaltensweisen, die sonst weniger im HipHop anzutreffen sind.
Die Songs handeln eigentlich fast alle von Berlin: Dass man nicht nach Hawaii fahren muss, das Spandau der schönste Ort auf Erden ist, dass die Berliner Mädchen die besten sind, über ihre "Mach et einfach/D.I.Y."-Mentalität, und vor allem, dass sie ICKE & ER sind, zwei Typen, die niemand kennt und die auch nicht gekannt werden wollen.
Erfrischend anders, auf den ersten Höreindruck saublöd, aber in Wirklichkeit extrem clever. (55:52) (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Daniel Kroneberg