MACBETH

Was Regisseure dazu bewegt, sich immer wieder eines der überstrapaziertesten Stoffe der Literaturgeschichte anzunehmen bzw. generell Herrn Shakespeare, ist mir wirklich schleierhaft, wo soll da noch wirkliche Spannung entstehen? Geoffrey Wright, den ich nach wie vor wegen seiner Filme ROMPER STOMPER und METAL SKIN schätze, bemüht sich hier zwar ähnlich wie Baz Luhrmann bei ROMEO + JULIET um eine modernisierte Fassung dieses Klassikers, behält aber die anstrengenden Shakespeare-Dialoge bei, die einem wirklich jeden Spaß an so einem Unternehmen rauben können, vor allem wenn sie dann auch aus den Mündern mittelmäßiger deutscher Synchronsprecher kommen, die dem Film zumindest in der deutschen Version den endgültigen Todesstoß verpassen.

Wright verlegte für seine Adaption den Stoff in das moderne Gangstermilieu Melbournes, wo sich einige Drogenbarone den Garaus machen. Gute Bilder gelingen dem Australier dabei eigentlich immer noch, aber über den düsteren Look des Films und ein paar Gewaltexzesse hinaus bekommt er die psychologische Dimension von Shakespeares mit Abstand tragischster Figur nicht in den Griff.

Und auch die Musik von John Clifford White war bei ROMPER STOMPER und METAL SKIN wesentlich beeindruckender. Wer ein wirklich mitreißendes Drama Shakespeare'schen Ausmaßes sehen will, sollte sich lieber Wrights hervorragenden METAL SKIN anschauen oder direkt zu Polanskis MACBETH greifen, die einzige erträgliche Verfilmung des Stoffes, was sicher auch daran liegt, dass für dessen komplett irrsinnigen Macbeth eindeutig Charles Manson Pate gestanden hatte, der zwei Jahre zuvor den Mord an Polanskis Frau Sharon Tate initiiert hatte – eine bessere Vorlage kann es dafür wohl kaum geben.