LYDIA LOVELESS

Somewhere Else

Natürlich ist der Name dieser jungen Frau aus Ohio ein Künstlername, der mit Lydia Lieblos nicht unbedingt treffend übersetzt ist. Denn die als Lydia Ankrom geborene 23-jährige Country-Sängerin meint damit wohl eher „ohne Liebe“, zumindest verweisen die Texte ihres neuen Albums darauf, ihr zweites für Bloodshot, auf dem Loveless oft darüber sinniert, wie wenig ihre Vorstellung von wahrer Liebe im richtigen Leben funktioniert.

Lieblosigkeit kann man ihr musikalisch wirklich nicht vorwerfen, auch wenn „Somewhere Else“ wundervoll rotzig eingespielt wurde – nicht umsonst war Loveless auch mit den SUPERSUCKERS auf Tour – und sich weit abseits von Hitparaden-Country à la DIXIE CHICKS oder reaktionärer Nashville-Behäbigkeit bewegt, ohne dass das man gleich Punk nennen müsste.

Ein insgesamt extrem druckvolles, rockiges Album, in das sich immer wieder typische Country-Elemente einschleichen, und mit dem Loveless die Grand Ole Opry ordentlich aufmischen dürfte. Gesanglich bewegt sich Loveless dabei zwischen Neko Case, Loretta Lynn und Stevie Nicks.

Auch wenn sie die Vergleiche mit ersterer nicht mag, besitzt sie genau die Direktheit und Unverbrauchtheit, die man bei Case inzwischen weitestgehend vergeblich sucht. Wenn ihr Songwriting jetzt noch etwas ausgefeilter wäre, könnte sie diese zwanzig Jahre ältere Grande Dame des Alternative Country über kurz oder lang tatsächlich von ihrem Thron stoßen.