Foto

VERNON SUBUTEX 1

Luz, Virginie Despentes

Mich haben schon immer Comics fasziniert, die aufgrund der Biographie ihrer Macher und/oder des Inhalts Bezüge zur Punkszene aufweisen. Die Werke der Brüder Gilbert und Jaime Hernandez etwa, von Peter Bagge, in Deutschland von Andreas Michalke und Peter Puck. Was hier in der Auflistung fehlt? Frauennamen ... Aber auch die französisch Starliteratin Virginie Despentes, die 1994 mit ihrem Roman „Baise-moi“ für Aufmerksamkeit sorgte, hat als Hauptfigur ihrer Frankreich ab 2015 (D: 2017) veröffentlichten Romantrilogie „Das Leben des Vernon Subutex“ eine männliche Figur entwickelt, eben Vernon Subutex. Basierend auf Band 1 des Romans der von bürgerlichen Medien als „Skandalautorin“ bezeichneten Despentes ist nun die – ein Vergleich für die ältere Generation – telefonbuchdicke Graphic Novel-Adaption erschienen, gezeichnet von Luz, eigentlich Rénald Luzier, Jahrgang 1972, ab 1992 Redaktionsmitglied der Pariser Satirezeitung „Charlie Hebdo“. Dem islamistischen Mordanschlag auf die Redaktion 2015 entging er, da er wegen seines Geburtstags verschlafen hatte. Man kann die Vermutung haben, dass er einen Bezug zum soziokulturellen Hintergrund der Figur Vernon Subutex hat. Der ist ein antriebsschwacher Musiknerd, dessen Leben aus den Fugen gerät, als sein Pariser Plattenladen (man achte auf die Plattencover ...) bedingt durch Streaming etc. schließen muss und irgendwann auch die letzte teure 7“ vertickt wurde, die Finanzspritzen seines Rockstar-Kumpels wegfallen. Liz hat mit oft eher skizzenhaftem Strich und mal ein-, mal mehrfarbiger Colorierung bei hohem Textanteil einen intensiven, bildmächtigen „Lesecomic“ geschaffen. Spannend die Kombination Autorin – Hauptdarsteller – Zeichner.