Alberto Breccia ist einer der bedeutendsten südamerikanischen Comickünstler, wurde aber bisher kaum auf Deutsch veröffentlicht. Bis auf einige Bände im Carlsen Verlag (darunter „Dracula“ und die Comicbiografie „Che“) gab es schlichtweg keine Übersetzungen.
Avant hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, diese Lücke zu schließen und einige der optisch anspruchsvollen Breccia-Bände auf Deutsch aufzuarbeiten. Dieser zweite Band der Reihe ist der äußerlichen in psychedelischen Farben gehaltenen Aufmachung nach eng an „Eternauta 1969“ angelehnt (und lässt auf weitere Veröffentlichungen hoffen), unterscheidet sich in seiner optischen Ausgestaltung aber ganz fundamental.
„Ich habe den Ungeheuern der Cthulhu-Mythologie [...] eine amorphe Form gegeben, weil ich wollte, dass der Leser selbst etwas hinzufügt, mein Gebilde nutzt, um darauf seine eigenen Ängste zu projizieren.“ Das ist ihm gelungen.
Breccia stellt in seiner Version des Cthulhu-Zyklus von H.P. Lovecraft hohe Ansprüche an den Leser, verwendet neben Collagen häufig Monotypien, die durch ihre Verarbeitung in noch feuchtem Zustand der Farben per Druck mittels einer glatten Oberfläche oft vage und verzerrt bleiben.
Wenn Angst eine visuelle Entsprechung hat, dann diese. Die in sich abgeschlossenen, (überwiegend von Norberto Buscaglia) eng an die Lovecraft-Vorlage angelehnten Einzelgeschichten entstanden in den Jahren 1973 und 1974.
Ob man die Wahl des Motivs in einen direkten Kontext zu den damaligen politischen Umwälzungen in Südamerika setzen kann? Unwahrscheinlich, lässt das aufschlussreiche Nachwort durchblicken.
Noch endgültiger klärt das wohl die frisch erschienene Reddition Nummer 68 mit einem Dossier zu „Oesterheld, Pratt, Breccia & Co.“.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #139 August/September 2018 und Anke Kalau