LORD OF ILLUSIONS

In der „HorrorCult Uncut“-Reihe von 20th Century Fox wurden auch zwei recht unterbewertete persönliche Favoriten des Genrefilms der Neunziger neu aufgelegt. Zum einen „Ravenous“, ein Kannibalenwestern von Antonia Bird, die sich ansonsten als völlig talentfrei erwies, der zwar immer ungekürzt war, aber dafür indiziert, was jetzt aufgehoben wurde.

Ein überraschend intelligenter, dramaturgisch dichter und stilvoll inszenierter Genrevertreter (den man auch als Analogie auf den amerikanischen Imperialismus ansehen kann) mit guten Darstellern wie Robert Carlyle oder Guy Pearce, zu dem Michael Nyman und Damon Albarn einen ganz exzellenten Soundtrack beisteuerten.

Diese Auseinandersetzung zwischen einem vermeintlichen Menschenfresser und einem US-Lieutenant in einem Fort in der Sierra Nevada Mitte des 19. Jahrhunderts ist zwar nichts für Zartbesaitete, aber „Ravenous“ kann krasse Ekelmomente durch viel schwarzen Humor wieder relativieren.

Ebenfalls unter die Räder kam Clive Barkers „Lord Of Illusions“, der damit erfolgreich seine Kurzgeschichte „Die letzte Illusion“ verfilmte. Eine atmosphärische Mischung aus Film noir und modernem Horrorfilm, ähnlich wie schon bei „Hellraiser“ mit subtil eingesetzten, sehr effektiven Splatterszenen.

Darin wird der Philip Marlowe-Verschnitt Harry D’Amour mit den Mitgliedern einer Manson-artigen Sekte konfrontiert, die auf die Wiederauferstehung ihres Anführers warten, der von seinem besten Schüler getötet wurde.

Barkers dritte und bisher letzte Regiearbeit, bei der die Grenze zwischen übernatürlichem Horror und bodenständiger „Private eye“-Story ständig verschwimmt. Mit einem suggestiven Score von Simon Boswell, der seine Karriere als Komponist von Argentos „Phenomena“ begann.