Angesichts von „Anna“, der aktuellen Produktion, bei der Luc Besson Regie führte, einem seltsamen Rip-Off seines eigenen Films „Nikita“ von 1990, dürfte die Erwartungshaltung für zukünftige Veröffentlichungen des Franzosen ins Bodenlose gesunken sein.
In den 80ern und 90ern sah das noch anders aus, als Besson nach Filmen wie „Subway“, „Im Rausch der Tiefe“ oder „Léon – Der Profi“ neben Jean-Jacques Beineix als einer der vielversprechendsten jungen Filmemacher in Frankreich galt.
Kommerziell erfolgreich ist Besson als Regisseur und Produzent auch weiterhin, was ja leider nicht immer einhergeht mit wirklich guten Filmen. Eines der Highlights in Bessons Schaffen ist „Léon – Der Profi“, der schon einige Male auf DVD und Blu-ray ausgewertet wurde, als Kinofassung sowie als um 20 Minuten verlängerter Director’s Cut.
Seit kurzem existiert der Director’s Cut auch in einer restaurierten 4K-Fassung, die kurz im Kino lief und inzwischen den Weg auf Blu-ray gefunden hat. Die Bildqualität ist sehr gut, wenn auch nicht so spektakulär wie erwartet.
Die Hauptfigur Mathilda wird von der damals erst elfeinhalb Jahre alten Natalie Portman gespielt, die, nachdem ihre Familie von einem korrupten, drogensüchtigen Cop (ein fantastischer Gary Oldman) getötet wurde, in einem skurrilen Profikiller namens Léon (Jean Reno) mit Topfpflanze einen Ersatzvater findet.
Ein großer Aufreger dabei war – neben dem Umstand, dass Portman mit Zigarette zu sehen ist – die unterschwellig sexuelle und generell eigenartige Beziehung zwischen der zwölfjährigen Mathilda und einem wesentlich älteren Mann.
„Léon – Der Profi“ gehört sicherlich zu den besten Filmen der 90er Jahre, der, obwohl er überwiegend in New York gedreht wurde, einen deutlichen europäischen Touch besitzt, und virtuos gefilmte Actionszenen gelungen mit einer gefühlvollen, selbstironischen Story verbindet.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #147 Dezember/Januar 2019 und Thomas Kerpen