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LOFT - TÖDLICHE AFFÄREN

Mit TOTGEMACHT – THE ALZHEIMER CASE hatte der Belgier Erik Van Looy 2004 hierzulande schon mal auf sich aufmerksam machen können, ein durchaus ambitionierter Thriller, der mich letztendlich aber doch nicht vollständig überzeugen konnte.

Gedreht worden war er allerdings von Van Looy schon im Jahr davor, und so vergingen fünf Jahre bis zu seinem neuen Film LOFT, bei dem er erneut versucht, das Thriller-Genre zu bereichern.

Überkonstruierte Thriller haben wir in den letzten Jahren unzählige gesehen und nur wenige besitzen dabei die stilistische Raffinesse eines Brian De Palma, der Hitchcock immer noch am gekonntesten in die Neuzeit transportiert hatte.

An De Palma erinnert in LOFT bereits der leicht überästhetisierte Hochglanz-Look, für den die Beleuchter sicher Überstunden machen mussten, denn Van Looy taucht seinen Film in unwirkliche Neon-Farben, die das psychologische Halbdunkel der Geschichte nur bedingt durchsichtiger machen.

Die Hauptpersonen sind dabei fünf befreundete Herren mittleren Alters, verheiratet und gut situiert, weshalb sie sich auch ein zusätzliches Apartment leisten können, um dort ihren sexuellen Abenteuern zu frönen, ansonsten wäre das Leben ja langweilig.

Sympathisch muss man diese Herren nicht finden, zumal alle auch schwer zu übersehende charakterliche Schwächen aufweisen und es mit der Moral nicht so genau nehmen. Und wie in so vielen Filmen dieser Art taucht plötzlich eine Frauenleiche auf und keiner will es gewesen sein.

Das klingt wahrscheinlich nicht sonderlich originell, aber Van Looy strickt daraus eine erstaunlich packende, dichte Geschichte, in der ganz langsam – knapp zwei Stunden lässt er sich dafür Zeit – die wahren Hintergründe ans Licht kommen, denn auch Freundschaft hat ihre Grenzen und man kennt sich oft halt doch nicht so gut, wie man glaubt.

Insgesamt ist LOFT ein erfreuliches Beispiel dafür, wie man sein Publikum nicht langweilt, aber dennoch eine komplexe, immer überraschende und auf verschiedenen Zeitebenen spielende Geschichte zustande bringt, die in interessanten moralischen Grauzonen angesiedelt ist.

Ein wenig irritierend ist dann allerdings die letzte Szene von LOFT, die den Anschein macht, als ob manche Charaktere nichts aus der ganzen Sache gelernt hätten. Das größte Problem von Van Looys Film ist aber mal wieder, dass er höchstwahrscheinlich nur als Einweg-Thriller taugt, denn die extreme Auflösung macht beim zweiten Anschauen schon viel weniger Spaß, aber da wären ja immer noch die stylischen Bilder, die ebenfalls großen Anteil an seiner grundsätzlichen Qualität haben.

Zumal er in dieser Hinsicht auch jede Menge anderer Thriller amerikanischen Ursprungs weit hinter sich lässt und aus gutem Grund ein Kassenerfolg in seinem Herstellungsland war. Inzwischen als Kauf-DVD ohne großartige Extras erschienen (auf jeden Fall ist auch die deutsch untertitelte flämische Tonspur vorhanden).