Wenn sich zwei musikalische Extremsportler wie Lee Buford (THE BODY) und FULL OF HELL-Sänger Dylan Walker zusammentun, zwei Spezialisten für krasse Musikstile im Spannungsfeld aus brutalem Noise, Black und Death Metal und Grindcore, darf man keine leicht verdauliche Kost erwarten. Eine Kollaboration beider Bands gab es bereits 2016 und 2017 auf den Alben „One Day You Will Ache Like I Ache“ und „Ascending A Mountain Of Heavy Light“, die ein brutales wie fragmentarisches Sound-Massaker von apokalyptischem Ausmaß lieferten. Allerdings ist die Zusammenarbeit von Buford und Walker bei „Lockstep Bloodwar“ doch etwas anders gelagert, denn dieser „Blutkrieg im Gleichschritt“ klingt wie ein ziemlich verstörender Bastard aus Aphex Twin, Rap, Dub, Jazz, Noise und Dark Ambient mit Black-Metal-Keif-Vocals, der zwar alles ordentlich durch den Fleischwolf dreht und zu einem verzerrten Soundbrei verrührt, aber dabei immer recht strukturiert bleibt. Gegen diese finstere Attacke auf bestimmte Spielarten von Electronica wirken etwa die SLEAFORD MODS wie eine massenkompatible Popband. Nachdem man das Album mindestens dreimal gehört hat, erschließt sich dieser, mit einigen Gastsängerinnen (darunter Yoshimi P-We von den BOREDOMS) aufwartende, komplexe klangtechnische Irrsinn so langsam, und man hat fast den Eindruck, das Ganze würde eingängiger werden, ja regelrecht poppig. Und was im ersten Moment super anstrengend wirkte, besitzt plötzlich eine immer mehr zunehmende magische Anziehungskraft. Kranker Scheiß, aber irgendwie ziemlich großartig.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #167 April/Mai 2023 und Thomas Kerpen