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HELGE SCHNEIDER

Live in Graz

Anfang dieses Jahres gastierte Helge Schneider an zwei Tagen hintereinander auf seiner ausgedehnten, noch bis 2025 andauernden Tour „Katzeklo auf Räder“ in Dortmund, was einem nach längerer Zeit mal wieder die Gelegenheit gab, in hübscher Hochkultur-Umgebung zu überprüfen, ob die anarchische musikalische Anti-Comedy der „singenden Herrentorte“ aus Mülheim an der Ruhr immer noch so gut funktioniert. Dafür dass seine Komik und virtuose musikalische Darbietung komplett aus der Zeit gefallen ist und im weitesten Sinne immer noch äußerst subkulturell anmutet, ist Schneider wirklich omnipräsent, denn man kann mit Hilfe von YouTube ein abendfüllendes Programm mit seinen Fernsehauftritten bestreiten, wo der Multiinstrumentalist selten aus der Rolle des Faxenmachers fällt – sein Interview mit Maischberger während der Pandemie gehörte da zu den seltenen Ausnahmen. 2017 hatte ich mich mal durch gleich durch elf DVDs seiner von 1989 bis 2016 reichenden, bei Turbine in einer Box veröffentlichten Live-Aufnahmen (teils in sehr schlechter Bild- und Tonqualität) gearbeitet – auch der Dokumentarfilm „Mülheim Texas“ von 2015 hatte schon anschaulich die Gründe für Schneiders anhaltenden Kultstatus vermitteln können ­–, Studioplatten habe ich dennoch nie von ihm besessen. Denn bei Schneider sind Bild und Ton kaum voneinander zu trennen, schließlich funktioniert John Cales Darbietung von „Heartbreak Hotel“ bei seinem Rockpalast-Auftritt 1984 auch nicht auf CD ohne Bild, bei dem er plötzlich anfing, die Bühne zu zu zerlegen. Und wie sieht das bei Helge aus? Begleitend zu seiner aktuellen Tour erschien jetzt „Live in Graz“ mit zehn Songs, was unter dem Strich aber nur 50 Prozent dessen ausmacht, was einem auf der Bühne geboten wird. Auch hier fällt es schwer, sich Schneiders Komik zu entziehen – seine Musik kommt auf CD fast besser zu Geltung –, aber konsequenter wäre es wahrscheinlich, davon eine DVD zu veröffentlichen, oder man besucht gleich einen seiner Auftritte, denn das lohnt sich immer!