PRIVATE DICKS

Live at the Marquee '79 CD

Die PRIVATE DICKS gehören zu den unzähligen Bands, die vergeblich versuchten in England Ende der Siebziger die musikalische Aufbruchstimmung die durch die Punk-Bewegung hervorgerufen wurde und die dadurch entstandene Euphorie für alles was man im weitesten Sinne als "New Wave" bezeichnen konnte, für sich zu nutzen.

Ihr Output beschränkte sich seiner Zeit lediglich auf die in Kritiker-Kreisen hochgelobte Single "She Said Go", die der Band weder den erwünschten Erfolg, noch einen lukrativen Plattendeal einbrachte.

Grund genug für das japanische Collector-Label 1977 Records den PRIVATE DICKS mehr als zwanzig Jahre nach ihrer Auflösung die gebührende Ehrerbietung zuteil werden zu lassen und ihre gesamten Studioaufnahmen unter dem Titel "Homelife" zu veröffentlichen.

Das Sammelsurium verschiedenster Einflüsse, das auf dieser Zusammenstellung zu Tage tritt, könnte vielleicht auch der Grund für die Erfolglosigkeit der Band gewesen sein. Eine gewisse Unsicherheit zieht sich durch fast alle ihrer Songs und lässt eine klare Linie vermissen.

Während die Songwriter-Qualitäten der PRIVATE DICKS unumstritten sind, löst ihr Hang zur Vielschichtigkeit und mangelnder Konsequenz bei mir eher Unverständnis aus. Etwas unbeholfen springen sie zwischen Mainstream-Pop, hektischem, teilweise sogar düsterem New Wave, traditionellem Power-Pop und den bewährten Punk-Rock-Klischees hin und her.

Und dann sind da noch die Saxophon-Soli, die hat schon in den Siebzigern niemand wirklich gebraucht, und das hat sich bis zum heutigen Tage nicht geändert. Wäre die Dynamik ihrer Power-Pop Songs in all ihren Aufnahmen dominanter, hätte aus den PRIVATE DICKS wirklich was werden können, so hinterlassen aber lediglich ihre Single-Tracks einen bleibenden Eindruck.

Und für die Treuesten der Treuen und alle Collector-Nerds da draußen legt 1977 Records noch einen drauf und schiebt dann mal eben schnell noch einen Live-Mitschnitt der Band aus dem legendären Londoner Marquee Club von 1979 hinterher.

Wenn ich zwischen den beiden CDs zu wählen hätte, die sich vom Track-Listing her kaum unterscheiden, würde ich mich in jedem Fall für das Livealbum entscheiden, denn hier werden die wahren Stärken der Band sichtbar, verzichten sie doch zwangsläufig auf deplazierten Studio-Schnickschnack und präsentieren sich auf das Wesentliche reduziert, mit guten, gradlinig umgesetzten Popsongs mit viel Punk-Appeal und richtig dicken Eiern.

Will sagen, ich bevorzuge dann doch eher die PUBLIC DICKS. (6/7)