Anfang der Siebziger war der in Japan geborene Damo Suzuki als Sänger an vier Platten der wegweisenden deutschen Krautrock-Band CAN beteiligt, bevor er dann fast zehn Jahre von der Bildfläche verschwand.
Nicht wenige Leuten dürfte damals Suzukis eigenwillige Gesangakrobatik überfordert haben (sein Vorgänger Malcolm Mooney war allerdings deutlich nerviger), der mit improvisierten Texten agierte, die oft nicht mal in einer konkret identifizierbaren Sprache vorgetragen wurden.
Seit den Neunzigern nimmt Suzuki mit wechselnden Musikern live eingespielte Platten mit Improvisationsmusik auf, die während seiner weltweiten Touraktivitäten entstehen. „Live At Marie-Antoinette“ ist eine weitere Veröffentlichung dieser Art, die 2011 in der Berliner Location Marie-Antoinette aufgenommen wurde.
Eigentlich handelt es sich um eine durchgängige Improvisation (die auch in bewegten Bildern festgehalten wurde), die für die Doppel-LP allerdings in vier Teile zerstückelt wurde. Wie bei allen Veröffentlichungen von Suzuki gilt, dass man auch hier wirklich in der Laune sein muss, sich auf den sperrigen, mal mehr mal weniger hypnotischen Flow dieser Avantgarde-Musik einzulassen, gegen die die meisten CAN-Platten wie höchst eingängige Pop-Musik wirken.
Das gelang mir in der Vergangenheit meist sehr gut, aber diesmal bleibt Suzukis exzessives Bemühen, musikalische Konformität aufzulösen, unzugänglich und unbefriedigend, strahlt aber streckenweise wieder eine eigentümliche Faszination aus.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #132 Juni/Juli 2017 und Thomas Kerpen