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LINGUA IGNOTA

Caligula

Wer die diesjährigen Deutschland-Konzerte der belgischen Post-Metaller AMENRA besucht hatte, kam dort auch in den Genuss von LINGUA IGNOTA aka Kristin Hayter, eine im klassischen Gesang ausgebildete Multi-Instrumentalistin aus Kalifornien, die ihre beiden ersten Platten „Let The Evil Of His Own Lips Cover Him“ und „All Bitches Die“ 2017 noch in Eigenregie veröffentlicht hatte.

Inzwischen ist sie auf dem kleinen kanadischen Label Profound Lore beheimatet, das „All Bitches Die“ wiederveröffentlicht und jetzt auch Hayters neues Album „Caligula“ herausgebracht hat.

Der Plattentitel in Frakturschrift erstreckt sich inzwischen auch unterhalb von Hayters Hals als Tätowierung von Schulter zu Schulter. Offenbar ist der Name des berüchtigten römischen Kaisers Caligula für sie ein Symbol für sinnlose Gewalt und moralische Verkommenheit.

Dazu passt auch, dass „Caligula“ Hayter dazu diente, extreme persönliche Missbrauchserfahrungen und Traumata in ziemlich außergewöhnliche und künstlerisch ambitionierte Musik zu transformieren.

Bereits der Vorgänger „All Bitches Die“ war in seiner stilistischen Vielschichtigkeit äußerst beeindruckend, „Caligula“ geht in dieser Hinsicht noch weiter und erschafft eine experimentelle Neo-Klassik-Industrial-Dark-Wave-Oper, die auch immer wieder an Diamanda Galás erinnert.

Hayter verbindet dabei operettenhafte Gesangsakrobatik mit Black Metal-Gegrunze, und auch die Musik schlägt immer wieder erstaunliche Haken. Bei „Caligula“ muss man fast schon von extremer Reizüberflutung sprechen, die Platte hat zwischen verstörendem Noise und beruhigend harmonischen Parts irgendwie alles zu bieten, und gehört sicherlich zu den originellsten Veröffentlichungen der letzten Jahre.