Wirkte die erste Staffel von „Lilyhammer“ stellenweise noch etwas hemdsärmelig, schielte Steven Van Zandt noch deutlich zur von ihm offensichtlich schmerzlich vermissten früheren „Heimatserie“ „Die Sopranos“, hat sich der Gitarrist in Bruce Springsteens E STREET BAND mit der zweiten und dritten Staffel seiner (meist) im norwegischen Lillehammer spielenden Serie freigeschwommen.
Der Mafioso Frank Tagliano hat sich in seiner neuen, idyllischen und wohlorganisierten, sehr sozialdemokratischen Heimat eingelebt, geht seinen Geschäften nach, und da fällt es kaum auf, dass Van Zandt/Tagliano hier etwas in den Hintergrund tritt: heimliche Stars sind Franks trottelige, aber zunehmend emanzipierte rechte Hand Torgeir Lien (Trond Fausa Aurvåg) oder dessen Bruder Roar (Steinar Sagen), die in einigen Folgen klar die Hauptrolle spielen.
So sehr hier mit Klischees gespielt wird, so charmant ist auch der Umgang mit Norwegen-Klischees und dem Selbstverständnis der Norweger. Zynische Brutalität wie bei den Sopranos rückt hier etwas in den Hintergrund, bisweilen wirkt es schon komödienhaft, und am Ende der Staffel sitzt man erneut da und will mehr.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #120 Juni/Juli 2015 und Joachim Hiller