Ich frage mich, ob ich auch jemals eine derartige Leidenschaft für progressiv-vertrackt arrangierte Musik entwickelt hätte, hätte ich nicht einst mit dem Gitarrespielen begonnen. Was dieses Instrument betrifft, so möchte ich nicht nur das bloße Handwerk beherrschen, sondern mehr damit anstellen können.
Es interessiert mich, welche Möglichkeiten sich mit diesen sechs (oder mehr!) auf ein Stück Holz gespannten Stahlsträngen ergeben, die durch bloßes Schwingen Töne erzeugen. Eine mögliche Antwort bieten mir LAST CHANCE TO REASON, die sich mit ihrer Musik in „etwas“ gemäßigteren BETWEEN THE BURIED AND ME-Gefilden bewegen, will heißen: Wo Letztere immer vertrackter und rabiater zur Sache gehen, bleiben LCTR deutlich nachvollziehbarer und in gewisser Weise leichter verdaulich, auch wenn hier zuweilen ganz schön gehext wird.
Es werden auf „Level 2“ interessante Songs geboten, die über das selbstverliebte Griffbrettgewichse hinausgehen, einfach weil hier echte Lieder verfasst wurden. Das macht es für mich wieder interessant, um den Kreis zu meiner Einleitung zu schließen, denn ohne Struktur rumfrickeln können viele, jedoch echte Songs mit kompositorischer und spielerischer Finesse zu kreieren, das wiederum ist eine echte Kunst.
Und die beherrschen LAST CHANCE TO REASON.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #96 Juni/Juli 2011 und Jens Kirsch