„Hiatus is the status“ antwortete Lee Ranaldo auf meine Frage, ob denn noch irgendwas geht bei SONIC YOUTH nach dem Beziehungs-GAU von Thurston Moore und Kim Gordon. Seine Antwort lässt sich nur ungenau ins Deutsche übersetzen, „Fest steht, dass nichts geht“ reimt sich zumindest und trifft es im Kern.
Meine Antwort auf seinen Reim war „Ach, halb so schlimm.“, und das hat was mit „Between Times And The Tides“ zu tun, dem neunten Solo-Album des Gitarristen und Sängers, der einst Gründungsmitglied von SONIC YOUTH war.
Der machte es mit seinen Soloalben in der Vergangenheit wie Thurston Moore, überließ die verdaulichere Musik der Hauptband und zog solo eher eigenbrötlerische Kreise. Dass dies beim neuen Album anders ist, sollte man aber nicht auf eine Verlagerung des künstlerischen Schwerpunkts seit (einstweiligem) Ende der Band schieben, denn das neue Solowerk stand zum Zeitpunkt des Splits schon weitgehend.
Beteiligt sind an diesem neben Bandkollege Steve Shelley auch die Ex-Kollegen Jim O’Rourke (Bass) und Bob Bert (Percussion), Nels Cline von WILCO und Alan Licht an der Gitarre sowie John Medeski am Keyboard, produziert hat John Agnello, und Lees Gattin Leah Singer steuert Backing Vocals bei.
Lee Ranaldo hat nicht einfach ein SONIC YOUTH-Album ohne SONIC YOUTH aufgenommen, aber war sein bisherisches Schaffen auch mal schwerer zugänglich, ist das neue Album gefühlt sowas wie sein Anteil von SONIC YOUTH – und man merkt nun, wie markant und prägnant sein Anteil bei denen war (und ist).
Thurston Moore und Kim Gordon mögen immer im Vordergrund gestanden haben, aber sie waren nicht allein maßgeblich für den Sound der Band. Und so ist „Between Times And The Tides“ mehr als nur ein Surrogat für die verstummten Helden, sondern ein wundervolles Gitarrenrock-Album, das mit „Waiting on a dream“ schon stark beginnt und dann nicht nachlässt.
Es ist ein versöhnliches, fröhliches Album, das eine ganze Menge mehr ist als „nur“ ein Solo-Album.
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