LAIBACH

Volk CD

Oh ja, LAIBACH sind begnadete Zitierer und Verwurster, versiert wie keine andere Band im Interpretieren und Modifzieren, und weil sie sich noch nie von irgendwem in ihrer Kreativität haben einschränken lassen, mussten sie es sich gefallen lassen, sowohl als extreme Linke wie als Faschisten bezeichnet zu werden.

Besonders gut gefallen hat mir übrigens ein Zitat von Sänger Milan Fras zu dieser Anschuldigung: "Wir sind so viel Faschisten wie Hitler ein Maler war." Nun, mit diesem Album, auf Deutsch "Volk" betitelt, liefern sie all jenen da draußen, deren Beißreflexe besonders simpel strukturiert sind, neues Futter - und das sicher mit grimmiger Freude.

Für "Volk" haben LAIBACH sich 14 Nationalhymnen vorgenommen und sie als Meister der verfremdenden Coverversion in ihrem ureigenen, düsteren Stil neu eingespielt, teils mit englischen Übersetzungen des Textes, und das Ergebnis ist immer wieder verstörend, gerade was "Germania" anbelangt, denn direkt zum Einstand wird das "Lied der Deutschen" inklusive der Zeile "über alles in der Welt" angestimmt - da schluckt man schon mal kurz.

"Anglia" basiert dann auf der englischen Hymne "God save the Queen", "Francia" auf der Marseillaise, "America" auf der US-Hymne, "Rosiya" auf der Internationalen, "Yisra'el" auf der des Staates Israel und so weiter.

Auch die Hymnen der Türkei, Japans, Sloweniens - und des bandeigenen Staates NSK sind vertreten. LAIBACH setzen hier einmal mehr ihre Faszination für nationalistischen Pathos in ihre Kunst um, was sich im offiziellen Statement zur Albumveröffentlichung so liest: "On this album, Laibach have uncovered a common ground linking the nations, a shared patriotic sentiment based around the bloody and violent foundations of nation which here, can be heard in the lyrics and pomp of the largely hymnal tracks.

By reinterpreting the music and translating the lyrics of each anthem, the band have not only shown us this common ground, they have also offered up a very pertinent comment on today's political situation and a warning for future generations." Die Förderung von Nationalismus ist also mitnichten Ziel dieser musikalisch höchst reizvollen Neueinspielungen (für die womöglich besonders kranke Patridioten der Band Sanktionen androhen, man kennt solches Pack ja), sondern die Beschäftigung mit seinen Wurzeln.

Die finale Version des Albums (mir liegt nur eine Vorab-Promoversion vor) wird in einer limitierten Version als Hardcover-Buch erscheinen, mit ausgiebigen Linernotes (hier finden sich nur Auszüge, die weltweite Dominanz des Englischen betreffend).

Ein verstörendes wie faszinierendes Album. Auf dem Cover sind übrigens Schafe zu sehen ... (58:28) (9)