Na, funktioniert der Beissreflex noch? LAIBACH? Richtig, das sind doch diese Slowenen, die Nazis schick finden... Bullshit, aber Gerüchte und Fehlwahrnehmungen sind hartnäckig - und es ist eben so, dass LAIBACH, als sie 1985 mit diesem Album auf dem Hamburger Label Walter Ulbrichtz Schallfolien erstmals auf einem westlichen Label veröffentlichten, so gründlich missverstanden wurden wie kaum eine andere Band, dies aber auch massiv herausforderten.
LAIBACH spielten mit Nazi-Symbolik und -Terminologie, kokettierten und arbeiteten mit ihr, provozierten - und waren deshalb in ihrer realsozialistischen Heimat erst recht verpönt, verfolgt und teils verboten.
Dabei, und das stellt die Band im auf Deutsch und Englisch verfassten Booklet-Text unmissverständlich klar, sieht und sah man sich immer in der Tradition der sozialistischen Arbeiterbewegung, hatte man sich in seiner Auseinandersetzung mit dem Faschismus bewusst dafür entschieden, sich dafür auch dessen Ästhetik zu bedienen.
LAIBACH also mit den notorischen DEATH IN JUNE in eine Schublade zu packen wäre (rote) Äpfel mit (braunen) Birnen zu vergleichen. LAIBACH, das waren/sind Pioniere des europäischen Industrials, prominenteste Vertreter der lebendigen Underground-Szene, die sich seit den Siebzigern in Jugoslawien entwickelt hatte und die wiederum das Auseinanderbrechen des Bundesstaates nur in Fragmenten überlebt hat.
Auf dem bandeigenen Label ist nun die CD-Wiederveröffentlichung des 1985 als Doppel-LP erschienenen Albums, das wiederum 1989 als CD erschien und an sich schon eine Zusammenstellung - daher der Titel - von Aufnahmen war, welche die 1980 in Ljubljana/Laibach gegründete Formation zwischen 1981 und 1984 eingespielt hatte.
Auch nach 20 Jahren hat diese Musik, die sich weit außerhalb klassischer Rock'n'Roll-Schemata bewegt, nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Als Bonus sind hier drei Live-Songs enthalten, die LAIBACH im Frühjahr 2000 anläßlich der Premiere von „Blair Witch Project" gespielt hatten.
Exzellente, liebevolle Aufmachung mit ausführlichem Booklet - ein Klassiker (79:28) 8/10
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