LA DISPUTE

Rooms Of The House

Es gab in den letzten Jahren wenige Bands mit einem ähnlich großen Spaltpotenzial wie LA DISPUTE. Wo die einen den literarischen Anspruch loben, kommen andere nicht über die Art des Vortrags durch Sänger Jordan Dreyer hinweg.

Dass andere Bands der sogenannten „The Wave“ wie DEFEATER oder TOUCHÉ AMORÉ, die mit ähnlichen Konzepten und Stilmitteln arbeiten, weit weniger Gegenwind dafür bekommen, verstehe ich persönlich nicht ganz.

Wie auch immer man zu den fünf Herren aus Grand Rapids, Michigan stehen mag, seit 2008 und ihrem ersten Album „Somewhere At The Bottom Of The River Between Vega And Altair“ sind sie aus der modernen Hardcore- oder Post-Hardcore-Szene nicht mehr wegzudenken.

Dabei ist ihr Ansatz, die Vermischung von genretypischen Songstrukturen mit einem groß angelegten Albumkonzept, das in Kurzgeschichten mal gesprochen, mal geheult, geflüstert und geschrien wird, nicht unbedingt neu, setzt sich in seiner Dynamik von den manchmal zu entrückten MEWITHOUTYOU ab, die vielleicht die engsten Artverwandten sind.

Das 2011er Album „Wildlife“ zeigte LA DISPUTE auf einem Weg zurück, über das Kleinstadtleben und -sterben in einer der deprimierendsten Ecken der USA singend, mit einem Sound, der sich nun doch deutlicher in Richtung Rock bewegt.

Diesen Weg schienen LA DISPUTE auch auf dem vorab veröffentlichten „For mayor in Splitsville“ vom neuen Album „Rooms Of The House“ zu beschreiten. Nach den ersten Durchläufen werden jedoch alle Vorahnungen zerstreut, denn das, was man da hört, ist noch kein Mainstream-Rock, sondern eine Band, die konzeptionell einen Schritt weiter ins Abstrakte gemacht und ihn mit einer musikalischen Beruhigung begleitet hat.

Das leuchtet ein, denn der Ausgangspunkt für die elf Songs auf „Rooms Of The House“ ist die Vorstellung, dass auch nach Zerwürfnissen oder Verlusten die Erinnerungen und die Gegenstände, also das, was einen umgibt, bleiben.

Dass daraus wenig Unberechenbares oder Impulsives folgt, ist verständlich. Dennoch bleibt beim Hören nicht nur der starke, weil intensive Beginn mit „Hudsonville MI 1956“ und „First reactions after falling through the ice“ im Sinn, auch „The child we lost 1963“ oder der Schlusstrack „Objects in space“ wissen zu überzeugen.

Ersterer, weil er vielleicht am ehesten an alte LA DISPUTE-Zeiten erinnert, letzterer, weil er eine Ausgeglichenheit transportiert, die dem Album einen sehr stimmigen Abschluss verleiht. Für „Rooms Of The House“ setzten sich LA DISPUTE erstmals mit Will Yip zusammen, der den meisten insbesondere wegen des vielfältigen Sounds des letzten TITLE FIGHT-Albums „Floral Green“ ein Begriff sein könnte.

Ein ähnlich breites Soundspektrum wird hier leider nicht bedient, wenn es auch ähnlich wie der Vorgänger „Wildlife“ erdig und warm klingt, wäre ein bisschen mehr Experiment wünschenswert.

Denjenigen, die LA DISPUTE nie mochten, liefert es somit weiteres Futter für ihre Argumentation, allen anderen und jenen, denen die Band vorher unbekannt war, wird jedoch das bislang zugänglichste Album vorgesetzt.

Ein bisschen Punk bleibt trotzdem: Die Platte erscheint erstmals auf dem bandeigenen Label Better Living.