Auch wenn es der frühere MINUTEMEN-Bassist Mike Watt seit dem Ende der Folgeband fIREHOSE Anfang der Neunziger nur auf vier Soloplatten brachte, ist der Mann nach wie vor von einem ungebrochenen Schaffensdrang beseelt, vor allem in den letzten Jahren.
Möglicherweise auch beflügelt durch eine schwere Infektion Anfang 2000, die ihn fast das Leben kostete. Auch wenn Watt nur selten Platten aufnimmt, scheint er ständig mit irgendwem zu musizieren oder auf Tour zu sein, in letzter Zeit vor allem natürlich als Bassist der STOOGES.
Sein letztes Album „Hyphenated-Man“ erschien 2010, das erste für sein eigenes Label Clenchedwrench. Dem folgten jetzt aktuell gleich drei neue Alben unter seiner Beteiligung. Zum einen eine weitere Zusammenarbeit mit Ex-Frau und BLACK FLAG-Basistin Kira Roessler als Bass-Duo unter dem Namen DOS.
Dann SPIELGUSHER, zusammen mit dem legendären Rockkritiker Richard Meltzer und Hirotaka Shimizu und Yuko Araki, zwei Mitgliedern der japanischen Band MI-GU. Und schließlich IL SOGNO DEL MARINAIO, zusammen mit den Italienern Andrea Belfi und Stefano Pilia.
Deren Aufnahmen entstanden aber bereits Ende 2009, wobei Watt schon 2005 auf Schlagzeuger Belfi und Gitarrist Pilia traf. Stilistisch fassen ließ sich Watt schon zu MINUTEMEN-Zeiten nicht, Punk im traditionellen Sinne war das sicherlich nie, und so durchzieht auch das überwiegend instrumentale „La Busta Gialla“ ein eher avantgardistisches, jazziges und teilweise progrockiges Flair, natürlich stark geprägt von Watts eigenwilligem Bassspiel.
Hinzu kommen eher beschwingte europäische Klänge und lateinamerikanische Rhythmik. IL SOGNO DEL MARINAIO ist vielleicht keine so zwingende Anschaffung wie Watts andere Soloplatten, aber auch hier kann man sich nur schwer der grundsätzlichen Anziehungskraft des immer spannenden, wenn auch extrem fordernden Schaffens dieser Musiker-Ikone entziehen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #171 Dezember 2023/Januar 2024 2023 und Thomas Kerpen
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