KYLESA

Ultraviolet

KYLESA gründeten sich 2001 in Savannah, GA, anfangs zu 3/4 (minus Sängerin) aus ehemaligen Mitgliedern von DAMAD bestehend, die zehn Jahre lang in ihrer Heimatstadt in jenem Kontext aktiv waren, der später zur Keimzelle des Sludge-Rock verklärt wurde.

Über das 1997 auf Prank erschienene „Rise And Fall“-Debütalbum schrieb ich seinerzeit: „DAMAD [...] hauen in eine ähnliche Kerbe wie BUZZOV-EN und NEUROSIS, [gehen] aber knackiger und kompakter zur Sache als Letztere und [schweifen] bei aller Doomigkeit nicht in Goth- und Bombast-Bereiche ab.

Dazu kommt, dass DAMAD ihren schwermütigen, treibenden Sound auf beinahe tribalistischen, monotonen Drumbeats aufbauen, [...] und so eine sehr bedrohliche Stimmung erzeugen.“ Lese ich diese Beschreibung jetzt, während ich das neue Album „Ultraviolet“ höre, stelle ich fest, dass sie auch heute die Musik der Nachfolgeband beschreibt und somit eindeutig der songwriterische Einfluss des einzig verbliebenen Gründungsmitglieds Phillip Cope (voc, git) den Sound der Band bestimmt, damals wie heute.

Phil sagt dazu: „Das erste KYLESA-Album klingt schon noch stark nach DAMAD. [...] die Band [bestand] aus drei DAMAD-Mitgliedern, und wir machten beim Songwriting auch so weiter wie vorher.“ Phil spricht vom titellosen Debüt „Kylesa“ (2002), es folgten „To Walk A Middle Course“ (2005), „Time Will Fuse Its Worth“ (2006), „Static Tensions“ (2009) und „Spiral Shadow“ (2010), und mit jedem Album perfektionierte die im Kern aus Phil und Sängerin und Gitarristin Laura Pleasants bestehende Band ihren unkonventionellen, sich aus so unterschiedlichen Musikstilen wie Psychedelic, Wave/Goth, Punk, Sludge, Doom und Metal speisenden Sound immer weiter, allerdings mit recht hohem Musikerverschleiss – derzeit ist allein Drummer Carl McGinley, der seit 2006 bei KYLESA trommelt, eine Konstante, im März 2013 wurde zuletzt die Basser-Position neu besetzt, der zweite Live-Schlagzeuger wurde schon vielfach ausgetauscht.

Auf dem auf ganzer Distanz begeisternden, elf Tracks umfassenden „Ultraviolet“ fallen drei Songs aus dem Rahmen, „Unspoken“, „Long gone“ und „Vulture’s landing“, denn bei denen ist unterschwellig ein Wave/Goth-Einfluss zu hören, Lauras gerne mal laute, rauhe Stimme ist hier sehr sanft und leise in die Musik eingewoben.

„Wir hatten diesen Einfluss schon immer, aber wir haben die Angewohnheit, bei jedem Album gewisse Einflüsse zu verarbeiten, sie aber nicht so sehr in den Vordergrund zu stellen, so dass man sie leicht überhört.

Aber beim nächsten Album stellen wir so was dann stärker heraus, so dass es auffällt – und so ist es auch diesmal“, sagt Phil dazu und weist auf nicht auf den ersten Blick erkennbare KYLESA-Einflüsse wie die frühen THE CURE und SIOUXSIE & THE BANSHEES sowie JOY DIVISION hin.

Erschienen ist „Ultraviolet“ wie der Vorgänger auf dem französischen Label Season of Mist, und es ist zu vermuten, dass das Label wenig Mitspracherecht hatte: Phil, der schon länger auch andere Bands im The Jam Room in Columbia, South Carolina als Produzent betreut, übernahm diese Aufgabe auch für das eigene Album.

Und das ist schon jetzt ein Leuchtturm-Release des Jahres 2013.