Wer hat gesagt, dass es in der Musikwelt gerecht zugeht? Gäbe es nämlich sowas wie Gerechtigkeit, säße der Fünfer, vertreten durch Frontmann Robert Suchan, längst auf dem Pop-Thron. Stattdessen: Ein Jahr ohne Plattenvertrag (Wollten KOUFAX nicht mehr mit Vagrant oder Vagrant nicht mehr mit KOUFAX?), aber immerhin auch - endlich! - ein neues Album, der Nachfolger des schon Jahre alten "Social Life", und ein Haufen Schulden am Hals.
Und jetzt wird alles gut? Hoffentlich, denn im Gegensatz zu den alten Buddies GET UP KIDS haben sich KOUFAX immerhin nicht aufgelöst, sondern mit Motor in Deutschland ein neues altes Label gefunden.
Motor nämlich war es auch, dass sich seinerzeit um den Vertrieb des Vorgängers kümmerte. Motor wiederum hat sich von Universal getrennt, Beziehungsgeschädigte unter sich oder so. Stellt sich die Frage, wie weit ein Album wie "Hard Times Are In Fashion" trägt: Wenn es nach mir geht, sehr weit, denn vom exzellenten Opener "Why bother at all" (auch hier auf der Ox-CD zu hören) an regieren hier große Gefühle, Melancholie, Herzschmerz, Pathos, wird am Rad des großen Pop gedreht, lässt der Fünfer aus Kansas keinen Zweifel daran, dass für ihn die großen Vorbilder ihn Großbritannien sitzen.
Elvis Costello, Paul Weller, Morrissey, OASIS, COLDPLAY ... - die Aufzählung von Meistern, die ihre Spuren hier hinterlassen haben, greift nur auf die erste Liga zurück, aber da gehören KOUFAX auch hin, verdammt! Hört euch einen Schmachter wie "Blind faith" an, da geht einem doch das Herz auf, das an BOTANICA erinnernde "Trouble will find you" oder das dynamische "Five years of madness" mit dem dominanten Pianogeklimper, aber auch warmem Saxophonspiel, das ist ganz große Klasse! In der Qualität, gepaart mit der Lässigkeit des Singer/Songwriters, kriegt das sonst nur noch ein Ted Leo hin, aber leider leider bleibt dem bislang ja (auch) die rechte Anerkennung verwehrt.
Sollte KOUFAX selbst mit diesem wundervollen, bei aller Fröhlichkeit aber immer auch melancholischen Album der Durchbruch über den Geheimtipstatus hinaus verwehrt bleiben, könnte man das nur damit begründen, dass der Fünfer einfach zu sophisticated ist.
Große Klasse! (39:57) (9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und Joachim Hiller
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #50 März/April/Mai 2003 und Jan Schwarzkamp