Foto

KOMM UND SIEH

Der russische Spielfilm „Komm und sieh“ von Elem Klimow (seine letzte Arbeit als Regisseur) arbeitet eines der zahlreichen deutschen Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg auf. In diesem Fall den Massenmord der SS-Sondereinheit Dirlewanger im März 1943 an den Bewohnern des Dorfes Chatyn in Weißrussland. Als Reaktion auf Partisanenangriffe wurde die Bevölkerung von der SS ermordet und das Dorf niedergebrannt. Das Drehbuch zu Klimows Film schrieb der weißrussische Schriftsteller Ales Adamowitsch, der selbst in Partisaneneinheiten gegen die Wehrmacht gekämpft hatte. In Deutschland erschien „Komm und sieh“ unter dem DDR-Titel „Geh und sieh“ schon einige Male auf DVD, allerdings in bescheidener Qualität. Die Neuauflage von Bildstörung auf DVD und Blu-ray enthält nicht nur umfangreiches Bonusmaterial, sondern präsentiert Klimows Antikriegsfilm auch in einer fantastisch restaurierten Fassung. Im Mittelpunkt von „Komm und sieh“ steht ein Junge, der sich gegen den Willen seiner Mutter den Partisanen anschließt und durch dessen Augen man den Wahnsinn des Krieges miterlebt, den Klimow hier versucht in episodenhafter Form herauszuarbeiten. In dieser Hinsicht ist der Film formal und inhaltlich sicher Zulawski oder Tarkowski näher als Kubrick oder Coppola und wirkt oft wie ein von der Realität entkoppeltes, hysterisches Theaterstück, bei dem es schwer fällt, eine wirkliche emotionale Verbindung zu den Geschehnissen aufzubauen. Und so hält sich auch die Verstörung darüber in Grenzen, trotz einiger expliziterer Darstellungen der deutschen Kriegsgräuel. Letztendlich bleibt „Komm und sieh“ ein interessanter, aber auch anstrengend surreal gestalteter, symbolträchtiger Kunstfilm. Realität und Wahrheit muss man woanders suchen, denn über die konkreten Ereignisse erfährt man nur wenig.