Emile Griffith war ein Paradiesvogel. Ein leidenschaftlicher Gestalter von Damenhüten. Ein hingebungsvoller Sänger und Partygänger. Eine Sportskanone, die gerne Tischtennis spielt und zufällig von seinem Arbeitgeber zum Start einer Boxerkarriere überredet wird.
Auf den Jungferninseln geboren, von dunkler Hautfarbe und homosexuell sieht er sich gleich auf mehreren Ebenen Ausgrenzung und physischen wie psychischen Anfeindungen ausgesetzt. Doch Griffith lässt sich davon nicht von seinem Weg nach oben abbringen und bleibt dabei so exzentrisch wie lebensfroh.
Im Jahr 1962 ändert sich das schlagartig: Griffith lässt sich im Rückkampf um den Weltmeistertitel im Weltergewicht von seinem Gegner Benny Paret durch homophobe Andeutungen zu dem unfairen Vorgehen provozieren, seinen Gegner in der Ringecke – die ein Umfallen des eigentlich schon längst kampfunfähigen Gegenübers verhindert – mit harten Schlägen so zu bearbeiten, dass dieser zunächst ins Koma fällt und wenig später an den Folgen seiner inneren Verletzungen stirbt.
Dieser Vorfall beschäftigt Griffith sein Leben lang: „Ich töte einen Mann, und die meisten Leute verstehen das und verzeihen mir. Hingegen, liebe ich einen Mann, und so viele halten das für eine unverzeihliche Sünde, die mich zu einem schlechten Menschen macht“, stellt er die Haltung der amerikanischen Gesellschaft zu Gewalt und Homosexualität in Frage.
Kleist gelingt es wieder einmal, eine von Ecken und Kanten gekennzeichnete Biographie in reduzierten und doch aussagekräftigen Zeichnungen punktgenau in Bilder zu übersetzen. Was im Comic selbst nicht explizit gesagt wird, spricht Tatjana Eggeling, Ethnologin und Expertin für Homosexualität im Profisport, in ihrem aufschlussreichen Nachwort an.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #148 Februar/März 2020 und Anke Kalau