Früher besaßen deutsche Filmverleiher definitiv mehr kreative Energie, wenn es darum ging, ausländische Filme mit einem deutschen Titelvorspann zu versehen. Heutzutage spart man sich solche Mätzchen – Anglizismen sind ja im allgemeinen Sprachgebrauch eh gang und gäbe – und versieht die Filme lieber mit sinnfreien deutschen Zusatztiteln. Und so heißt „Knives Out“ übersetzt sicher nicht „Mord ist Familiensache“, sondern geht in Richtung „gewetzte Messer“ oder „gezückte Messer“. „Nacht der langen Messer“ wäre sicher auch innovativer Titel, ist aber geschichtlich zu sehr vorbelastet. Bei Rian Johnsons „Knives Out“ handelt es sich ansonsten um einen klassischen Ensemblefilm, denn die namhaften Darsteller, die sich hier die Klinke in die Hand geben, wie der Noch-James-Bond Daniel Craig, Bond-Girl Ana de Armas, Chris Evans, Jamie Lee Curtis, Toni Colette, Michael Shannon, Don Johnson und Christopher Plummer sind hinsichtlich ihrer Relevanz für die Geschichte durchaus gleichberechtigt. Mit seinen vorherigen Filmen wie dem völlig überschätzten „Brick“ oder Massenware wie „Looper“ hatte mich Johnson bisher nicht sonderlich begeistern können. „Knives Out“ ist dagegen ein erstaunlich altmodischer Kriminalfilm im Stil von Agatha Christie. Johnson versieht seinen dennoch nicht unstylisch produzierten Whodunit mit Hitchcock- und Columbo-Einflüssen, erreicht trotz subversivem Witz und raffiniertem Spannungsbogen aber nicht die Klasse der Vorbilder, dafür ist die Geschichte über einen mysteriösen Mord und viele in Frage kommende Verdächtige trotz überzeugender darstellerischer Leistungen letztendlich zu verworren und unglaubwürdig. Dagegen erscheint selbst die großartige Kriminalromanhelden-Persiflage „Eine Leiche zum Dessert“ aus den Siebzigern noch wirklichkeitsnäher.
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